Frieda Grafe, 20.8.1934 bis 10.7.2002

Frieda Grafe, 20.8.1934 bis 10.7.2002

D , 2002

Frieda Grafe, 20.8.1934 bis 10.7.2002
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Eine Kompilation von Aufnahmen von der Laudatio an Frieda Grafe, die Klaus Theweleit 2000 anlässlich der Verleihung des 01-Awards an Grafe und Enno Patalas in der Berliner Universität der Künste hielt, und einer Fernsehsendung auf 3Sat aus dem Jahr 1995, in der Theweleit und Frieda Grafe über Leni Riefenstahl sprachen. Am 10. Juli 2002 ist Frieda Grafe gestorben. Die Texte, die sie ab 1962, zuerst exklusiv in der Zeitschrift «Filmkritik», dann vorwiegend in Tageszeitungen, zu Filmen und Menschen, die sich mit Film befassen, veröffentlichte, waren für viele der Beweis und auch eine Bestärkung, daß sich wieder wie lange in Deutschland vorher nicht Intelligenz um das Medium Film ansiedeln und schöpferisch tätig werden konnte. Ihre publizistische Arbeit hat neue analytische Zusammenhänge erzeugt, die die filmsprachlichen Werke der Vergangenheit und Gegenwart in den Kontext anderer Künste und Geisteswissenschaften setzen. Für ihre Leser war sie eine der raren Bewohner jener noch sehr geheimen, hiesigen intellektuellen Gegenwelt, die das, was jeweils in und als Öffentlichkeit so groß gegeben und gehandelt wird, relativieren und auf den Boden der Tatsachen zurückführen konnte. Ihre Aufsätze, Kritiken, Monografien, Bücher, Essays, Filmtipps, Gesprächsbeiträge und Übersetzungen sind immer in einer aktiven Nähe zum beschriebenen Werk entstanden. Den Wunsch, den sie auch als Forderung an eine Filmpublizistik formulierte, Filme von innen zu sehen und an ihnen zu partizipieren, musste sie sich aber fast allein erfüllen. Frieda Grafe ist für ihr Lebenswerk von der Universität der Künste Berlin im Jahr 2000 zusammen mit Enno Patalas mit dem 01-Award und einer Honorarprofessur geehrt worden. Nimmt man allein die Titel ihrer in der dortigen Festschrift «Doppelleben» aufgeführten Texte, so ergibt sich schon daraus ein Poem. Für viele ihrer Leser, für die das bewegte Bild plötzlich einen vorher nicht gekannten Sinn ergab, hat sie eine immer wieder neue Sprache der Beschreibung des Sehens und des Gesehenen gefunden, und sie hat versucht zu erzählen, was im Geist geschieht, wenn er sich bedingungslos auf Bewegung einlässt. Sie weigerte sich, die unsägliche Aufteilung der Kultur in E und U ernst zu nehmen. Allerdings ohne Illusionen darüber, dass die Macht in der Wertschätzung des Geldes durch das Geld selbst versteckt liegt. «Wenn ich Ihre Filme schätze», sagte sie mir 1980, «besteht die Gefahr, dass man Sie keine mehr machen lässt.» Wer sie kannte und das Privileg hat, ihre Stimme weiterhin beim Lesen ihrer Texte in sich zu hören, weiß, dass in vielen ihrer Sätze der Ton einer Frage mitschwingt, die zum Ausdruck bringt, dass für sie ein abgeschlossenes Denken über filmische Formen nicht vorstellbar war. (Heinz Emigholz)

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