"Wolf Man"-Filmkritik: Mit den Sinnen einer Bestie

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Dieses Werk wird vor allem ein Horrorfest für unsere Sinne, weil wir direkt in die Wahrnehmungswelt des Werwolfs eintauchen.

So ein Werwolf ist eine ganzschön haarige Angelegenheit – da hilft auch keine Ganzkörperrasur. Zum Glück hat Horrorspezialist Leigh Whannell keine Angst vor solchen Bestien und uns nun endlich einen Film mit dieser Thematik beschert. Nach seinem "Der Unsichtbare" ist "Wolf Man" inoffiziell eine weitere zeitgemäße Fortführung des Dark Universe von Universal, obwohl dieses Projekt nach dem gründlich danebengegangenen Cruise-Flop "Die Mumie" nicht mehr so heißt.

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Szene aus "Wolf Man"

Bedrohung in den eigenen vier Wänden

Ein verschwundener Vater, eine zerrüttete Ehe und ein einsam gelegenes Landhaus – aus diesen Motiven baut sich die Geschichte auf. Blake (Christopher Abbot) will zwei wichtige Aufgaben miteinander verbinden: Das Erbe seines verschollenen und schließlich für tot erklärten Vaters antreten und seine Ehe retten. Darum fährt er mit Frau Charlotte (Julia Garner) und Tochter Ginger (Matilda Firth) von San Francisco in die ländlichen Weiten Oregons zum Haus seiner Kindheit. 

Doch bereits kurz vor der Ankunft wird es für die Familie dramatisch - mitten im Wald attackiert sie ein unbekanntes Wesen und bringt die drei dazu, sich im Haus zu verbarrikadieren. Ab sofort ist die Gefahr in den eigenen vier Wänden aber ebenso groß, da Blake ein immer unheimlicheres Verhalten an den Tag legt, und Charlotte stehen einige schwere Entscheidungen bevor.

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Szene aus "Wolf Man"

Quälender Verlust der Menschlichkeit

"American Werewolf" setzte einst neue Maßstäbe in Sachen Trick- und Maskentechnik im Horrorgenre, als es darum ging, die Transformation in eine Bestie zu zeigen. "Wolf Man" konzentriert sich aber gar nicht so sehr auf die paar Sekunden der endgültigen Verwandlung, sondern lässt uns mit quälender Detailgenauigkeit miterleben, wie dem Gebissenen langsam aber sicher die Menschlichkeit abhandenkommt. 

Diese Momente wurden wirklich eindrucksvoll umgesetzt und gleich das erste Anzeichen für eine Veränderung hat es in sich: Blake hört im Oberstock des Hauses ein mysteriöses Kratzen und Polter – als er der Geräuschquelle dann auf den Grund geht, wird nicht nur er verblüfft sein. Es folgen weitere Schritte der Entmenschlichung, wie etwas Haar- und Zahnausfall oder Verlust des Sprechvermögens; noch schlimmer wirkt es fast, dass er auch die Stimmen seiner nächsten Angehörigen nicht mehr versteht. 

Whannell hatte eine geniale Idee und sich dafür entschieden, uns diesen Wandlungsprozess immer wieder durch die Augen und Ohren des Opfers zu zeigen, während wir dann nach einem 180-Grad-Schwenk der Kamera erneut die Perspektive des menschlichen Gegenübers einnehmen.

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Szene aus "Wolf Man"

Body-Make-Up und Prothesen

"Wolf Man" ist eigentlich die Geschichte einer tödlichen Erkrankung und der Horror entsteht großteils dadurch, dass Familienmitglieder aus nächster Nähe dabei zusehen müssen, wie sie unabänderlich ihren Verlauf nimmt.  Christopher Abbott verschwindet schließlich unter immer stärkeren Schichten von Body-Make-Up und Prothesen, bietet jedoch, abgesehen von all diesen äußeren Hilfsmitteln, eine grandiose Performance, die uns eigentlich weniger erschreckt, als vielmehr zutiefst berührt. 

Im Vergleich dazu haben seine beiden Kolleginnen einen schweren Stand. Matilda Firth erweist sich jedenfalls als vielversprechende Nachwuchsdarstellerin, während es für Julia Garner hier nur zu einer etwas unterkühlte Performance reicht, denn ihre Hauptaufgabe beschränkt sich auf zwei Anforderungen: Entweder steht sie fassungslos herum oder ergreift panisch die Flucht. 

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Szene aus "Wolf Man"

Kniffliges Problem

Der Hauptteil des Films spielt während einer einzigen Nacht, in der natürlich der Vollmond am Himmel steht sollte (obwohl wir davon nichts mitbekommen). Zum Finale erleben wir dann, wie sich eine Szene nach einem Zeitraum von 30 Jahren unter geänderten Vorzeichen wiederholt, und der Film entlässt uns schließlich mit einer geradezu kniffligen Frage: Kann der Anblick einer schönen Landschaft angemessene für eine Nacht voller Schrecken entschädigen? Ganz problemlos lässt sich hingegen etwas anderes auch schon im Jänner entscheiden: "Wolf Man" ist ohne Zweifel einer der besten Horrorfilme dieses Jahres.

4 von 5 Werwölfen, die sich selbst zum Fressen gern haben.

"Wolf Man" läuft derzeit in unseren KInos. Hier geht's direkt zum Spielplan!

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