© Carole Bethuel

Filmkritik

„Vom Gießen des Zitronenbaums“: Da kann man ja nur lachen

Zehn Jahre nach seinem letzten Film bricht Elia Suleiman mit einer Komödie eine Lanze für den Humanismus.

von Oezguer Anil

01/13/2020, 01:10 PM

Elias Tagesablauf besteht aus zahlreichen amüsanten Momenten, die ihn immer wieder davon abhalten, in Lethargie zu verfallen. Mal gestaltet sein Nachbar ungefragt seinen Garten um, mal vermiesen ihm wütende Schlägertrupps seinen nachmittäglichen Spaziergang. Der palästinensische Regisseur reist nach Paris, um vielleicht dort die Antworten nach den großen Fragen im Leben zu finden, doch findet sich dort auch nur in absurden Situationen wieder. Nachdem ein Produzent das Drehbuch zu seinem Film ablehnt, weil es zu wenig mit palästinensischen Konflikten zu tun hat, beschließt er nach New York zu ziehen.

Weltenbummler

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Elia Suleiman ist ein in Nazareth geborener Regisseur, der in all seinen Filmen auch selber vor der Kamera steht. Seine Person ist eng mit den Geschichten, die er erzählt, verbunden, weshalb man sich nie sicher sein kann, wo hier die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verlaufen. Suleiman lebte in unterschiedlichsten Ländern und bezeichnet sich selbst als Weltenbürger ohne Nationalität. Diese Haltung spürt man auch in seinem neuesten Werk. Ohne ein Wort zu sprechen, reist der Protagonist durch die Welt und saugt die Eindrücke aus der Umgebung in sich auf.

Menschliche Komödie

Vom Gießen des Zitronenbaums“ hat keine Handlung im klassischen Sinne, sondern besteht aus kurzen Sketches, die komplexe Themen wie Waffengewalt, Sozialhilfe und Einsamkeit in klare Bilder packen und auf den Punkt bringen. Sein Stil erinnert an jenen von Buster Keaton und Jacques Tati. Mit klugen Pointen und der Gelassenheit eines Haikus erfüllt Suleiman das Publikum mit Wärme und Freude, die man nicht nur in der kalten Jahreszeit spüren kann. Man könnte den schrägen Abenteuern dieses skurrilen Helden stundenlang zuschauen, ohne sich dabei zu langweilen. Mit gekonnten Überspitzungen zeigt er die Probleme von Menschen auf, die stets ihre Gültigkeit haben, egal ob in Palästina oder den USA.

Kino für Alle

Die lakonische Komödie wurde von der diesjährigen Cannes Jury mit einer lobenden Erwähnung gewürdigt. „Vom Gießen des Zitronenbaums“ hat leider die Gefahr zu einem jener Filme zu gehören, die sowohl intelligent als auch publikumswirksam sind, aber durch den Mangel an großen Marketingkampagnen und Schauspielstars leider in einem leeren Kinosaal enden. Jeder, der das zulässt, verpasst eine einzigartige Kinoerfahrung und macht es zukünftigen anspruchsvollen Komödien schwieriger, einen geeigneten Platz im Kinoprogramm zu finden. Also ab in die Kinos!

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