"The Marvels": Weltall-Bollywood und Katzen-Aliens
Von der Serie zum Film ist es bei Marvel nie weit – deshalb hat auch die letzte Folge von "Ms. Marvel" mit einer verwirrenden Szene geendet, die nun im Kino bei "The Marvels" wieder aufgegriffen wird. Zum Glück, denn wir wollten schon längst wissen, was Captain Marvel (Brie Larson) denn eigentlich im Kleiderschrank ihres größten Fans Kamala Khan aka. Ms. Marvel (Iman Vellani) zu suchen hatte und wohin die Teenager-Superheldin so plötzlich spurlos verschwunden ist. Bald kommt auch noch als dritte Schlüsselfigur eine Frau namens Monica Rambeau (Teyonah Parris) ins Spiel.
Wurmlöcher und Zeitanomalien im MCU
Zurück zum weiblichen Captain: Nachdem Carol Danvers bei ihrem ersten Filmauftritt die herrschsüchtigen Krees und deren sogenannte Obere Intelligenz besiegen konnte, schien alles in bester Ordnung zu sein, doch nun öffnet sich unverhofft ein Wurmloch und spuckt allerlei unangenehme Überraschungen aus.
Demnach hat also Captain Marvel auf irgendeine Weise das neue Chaos ausgelöst, aber mit solchen physikalischen Anomalien steht sie nicht alleine da, denn wir befinden uns schließlich gerade in der Multiversum-Phase des MCU: Auch Doctor Strange konnte bereits für etliche Raum-Zeit-Risse sorgen; ganz zu schweigen von Loki, den es in der gleichnamigen Serie ja in die TVA (Time Variance Authority) verschlagen hat, wo abweichende Zeitstrahlen an der Tagesordnung sind.
Wer ist Monica Rambeau?
Die am wenigsten Bekannte aus diesem superstarken weiblichen Trio ist bisher wohl Monica Rambeau. Als Carol Danvers beste Jugendfreundin trat sie bereits in "Captain Marvel" auf. Die erwachsene Monica gab dann als S.W.O.R.D.-Agentin in der Serie "WandaVision" ihr Debut, wo ihre zukünftige Wichtigkeit für das MCU schon angedeutet wurde: Dort sollte sie nämlich zuletzt nach Erhalt einer Skrull-Botschaft die Erde verlassen, weil sie von Nick Fury (Samuel L. Jackson) auf eine Weltraum-Mission geschickt wurde.
Nun treffen wir sie als Astronautin wieder (das so detailreiche Vorplanen des MCU übt nach wie vor eine Faszination aus), was ziemlich praktisch ist, denn ein Großteil der Handlung spielt im All und an Bord von Raumschiffen oder Raumstationen. Auch Monica scheint in einer seltsamen Verbindung mit Carol und Kamala zu stehen. Alle drei wechseln nämlich offenbar willkürlich ihre jeweiligen Aufenthaltsorte und werden hin- und herteleportiert. Das gipfelt in einer ziemlich verrückten Kampfszene, die man sich ähnlich spektakulär vorstellen darf wie im Vorjahr Doctor Stranges wilden Sturz quer durchs Multiversum.
Kurze Laufzeit, langer Hammer
Wann hat es Marvel jemals so kurz gemacht? Bei einer Laufzeit von 105 Minuten (natürlich inklusive Abspann) muss man kaum im Kinosessel Platz nehmen, weil eh gleich wieder alles vorüber ist. Wer braucht schon endlose Kampfszenen, die sich über die halbe Laufzeit hinziehen? Diesmal gibt es zwar auch etliche Fights, die werden jedoch erträglich rasch abgewickelt.
Die Kürze hat aber auch den Nachteil, dass viele Szenen wie abgehackt wirken und vor allem der hektische Beginn mit den pausenlosen Ortswechseln sorgt eher für Verwirrung als für gute Unterhaltung. Und wenn die drei Heldinnen in Verschnaufpausen dann zusammen nach Erklärungen für die seltsamen Phänomene suchen, stellt sich auch mal Leerlauf ein.
Als recht generische Schurkin wird uns übrigens eine Frau mit langem Hammer präsentiert, bei der es sich aber nicht um einen weiblichen Thor handelt. (Pech gehabt: Natalie Portman kehrt definitiv nicht zurück!). Stattdessen ist sie eine Angehörige der Krees und macht sich daran, unterschiedlichste Planeten mit dem Untergang zu bedrohen.
Bollywood auf einem fernen Planeten
In "The Marvels" werden diverse Genres bedient. ScFi, Fantasy und komödiantische Einlagen, die fast an eine Sitcom streifen, wenn sich Kamalas Eltern und Bruder darüber wundern, was da alles in ihrem bisher so friedlichen Wohnzimmer abgeht. Gerade bei den als witzig gedachten Szenen will der Funke aber nicht richtig überspringen und das Timing versagt. Die großen staunenden Augen von Kamalas Mutter oder das aufgeregte Dauergerede der Teenager-Tochter können daran auch nichts ändern.
So etwas wie Originalität stellt sich erst ein, als unsere drei Heldinnen eine Art Bollywood-Planeten besuchen, wo sich die Menschen nur singend verständigen. Marvel will, so der Eindruck, endgültig betonen, dass es Teil des Mauskonzerns ist und überrascht uns mit einem regelrechten Disney-Musical, in dem ein Märchenprinz mit seiner besonderen Prinzessin tanzt. Kann man mögen, muss man nicht. Geschmackssache.
MCU-Pendant zu YouTube-Katzenvideos
Auch die aus "Captain Marvel" bekannte Katze Goose kehrt zurück. Hinter dem süßen Äußeren verbirgt sich aber, wie wir bereits wissen, eine außerirdische Lebensform, die jederzeit riesige Tentakel ausfährt und alles in Reichweite verschlingt – darunter auch Menschen; zum Glück werden sie dann unbeschadet wieder ausgespuckt.
Diesmal erfahren wir zudem, auf welche ungewöhnliche Weise sich die felinen Wesen fortpflanzen und bald wimmelt es von ihnen auf Furys Raumstation. Marvel geht halt gern auf Nummer sicher und weiß genau, dass man mit Katzen immer auf der Gewinnerseite steht.
Durchwachsenes Vergnügen
Wollte man "The Marvels" so kurz wie möglich zusammenfassen, müsste man sagen: Captain Marvel hat Schuldgefühlte, Kamal schmachtet pausenlos ihr großes Vorbild an und Monica ist lange Zeit auf ihre ehemalige Jugendfreundin gar nicht gut zu sprechen. Obendrein erwartet uns eine eigenwillige Mischung aus Space Odyssee, Space Opera und Katzen-Spaß.
Der Film ist also äußerst sprunghaft und durchwachsen: Er bietet viel Hektik, etwas Leerlauf und ein paar echt witzige Szenen. Zuletzt bahnen sich auch noch neue Entwicklungen an und es werden Perspektiven auf kommende MCU-Projekte eröffnet. Junge Heldinnen und altbekannte Figuren scheinen da im Mittelpunkt zu stehen.
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