"Secret Invasion": Lohnt sich die Marvel-Serie mit Samuel L. Jackson?
In unserer neuen Rubrik "Lohnt sich das?" stellen wir euch einmal wöchentlich einen Streamingtitel (Film oder Serie), der in aller Munde ist, vor, nehmen ihn genauer unter die Lupe und stellen uns die altbekannte Frage: "Lohnt sich das überhaupt?" Lohnt es sich, dafür Zeit zu investieren? Ein Abo abzuschließen? Oder ein Abo zu beenden?
Diesmal: (Die ersten zwei Folgen von) "Secret Invasion" auf Disney+.
Worum geht's in "Secret Invasion"?
Um die Handlung der sechsteiligen Marvel-Serie zu verstehen, muss man die Geschichte der Skrulls kennen. Wer sind die Skrulls? Sie sind eine gestaltwandelnde Spezies, die durch einen Krieg ihren Planeten und damit auch ihre Heimat verloren haben. Daraufhin trieben sie auf der Suche nach einem neuen Zuhause als Flüchtlinge durchs All.
In "Captain Marvel" trifft Nick Fury (Samuel L. Jackson) auf sie und sympathisiert mit ihnen und ihrem Schicksal. Fortan hat er es sich zur Aufgabe gemacht, für sie ein Refugium zu finden. Da er keines in den Weiten der Galaxie ausmachen kann, bietet er ihnen ein vorübergehendes Zuhause auf der Erde an, bis er einen passenderen Ort für sie gefunden hat – unter einer Bedingung: Sie müssen in menschlicher Form auf der Erde leben.
So weit, so gut ... oder nicht? Nicht ganz. Ungefähr 20 Jahre sind vergangen, seitdem Nick Fury den Skrulls sein Versprechen gegeben hat und nichts hat sich (an ihrer Lage) verändert. Für viele ist der Umstand, keine Heimat zu haben, ein überaus sensibles und emotionales Thema. Ihre Frustration hat sich über die Jahre immer mehr aufgestaut und überträgt sich nun auf den Mann, der ihnen eigentlich helfen sollte: Nick Fury – und die menschliche Spezies.
Über Jahrzehnte haben sie bedeutende Ämter in der Weltpolitik besetzt und planen nun die Übernahme der Erde. Dabei sind ihnen alle Mittel recht und sie nehmen auch Menschenleben in Kauf. Es ist nun an Nick Fury, zusammen mit seinem Skrull-Freund Talos (Ben Mendelsohn) die Skrulls aufzuhalten. Das alles, während ihm das MI6 und die US-amerikanische Regierung im Weg stehen.
Renaissance der Action-Stars der 80er und 90er
Samuel L. Jackson ist dank Quentin Tarantino ("Pulp Fiction", "The Hateful Eight") und Marvel eine absolute Ikone des Action-Genres. Der mittlerweile 74-Jährige ist einfach ein Star, der auf die große Leinwand gehört – umso besonderer, den Schauspieler nun mal auf dem heimischen Bildschirm beobachten zu dürfen.
Es scheint beinahe so, als ob sich in Hollywood in dieser Hinsicht zurzeit ein Trend ausmachen lässt, denn Samuel L. Jackson ist nicht der einzige Action-Schauspieler, der in seinem hohen Alter das Genre noch rockt: Harrison Ford ist mit seinen 80 Jahren nochmal als "Indiana Jones" zu sehen, und Arnold Schwarzenegger ist mit "Fubar" auch wieder zum Action-Genre zurückgekehrt.
Diese Marvel-Figuren sind in "Secret Invasion" zu sehen
Wie so oft im MCU, tauchen Figuren aus einem Film oder Serie auch in anderen Werken auf, wodurch deren Geschichten dort weitergeführt und mit denen von anderen Charakteren verknüpft werden. Deshalb ist es von Vorteil, die Werke des MCU in chronologischer Reihenfolge zu schauen, um nichts zu verpassen.
"Secret Invasion" stellt in dieser Hinsicht eine Besonderheit dar, denn im Fokus steht der berühmte Leiter von SHIELD, der mit Sicherheit die meisten Auftritte im MCU vorweisen kann: Nick Fury. Doch neben ihm spielen noch viele weitere bekannte Gesichter aus dem Marvel-Universum mit:
- Samuel L. Jackson als Nick Fury
- Cobie Smulders als Maria Hill
- Martin Freeman als Agent Everett Ross
- Don Cheadle als Colonel Rhodes
- Ben Mendelsohn als Talos
Diese Schauspieler:innen kennt man noch
- Emilia Clarke ("Game of Thrones")
- Olivia Colman ("The Favourite")
- Kingsley Ben-Adir ("High Fidelity")
Das muss man vor der MCU-Serie gesehen haben
Da sich die Disney+-Serie um die Spezies der Skrulls dreht, sollte man sich etwas mit deren (Leidens-)Geschichte auskennen. Die ist vor allem deshalb von Bedeutung, da man nur so den Antrieb der Skrulls und so auch ihre Handlungen verstehen kann. Diese waren zwar in zahlreichen MCU-Werken ("Spider-Man: Far From Home", "Loki", "WandaVision") zu sehen, doch an sich reicht es, wenn sich Zuschauer:innen "Captain Marvel" noch einmal zu Gemüte führen.
Da "Secret Invasion" im Marvel Cinematic Universe spielt, finden natürlich immer wieder Referenzen auf vergangene Filme, Serien und Plots statt. So wird zum Beispiel "the blip" erwähnt, womit die fünfjährige Phase "zwischen" "Avengers: Infinity War" und "Avengers: Endgame" gemeint ist, in der die Hälfte der Weltbevölkerung ausgelöscht wurde – dann aber zum Glück wieder kam. Auch wenn "the blip" keinen essenziellen Teil in der Handlung der Serie einnimmt, schadet es natürlich nicht, sich mit dem MCU und ihren Figuren – vor allem denen, die in "Secret Invasion" auftauchen – auszukennen, um so möglichst alle Anspielungen und Verweise verstehen und einordnen zu können.
So gar nicht wie das MCU: düster und gewalttätig
Mit den Marvel-Filmen verbinden Fans überwältigende Action gemischt mit pointierten One-Linern und einer großen Menge Charme, Humor und Spaß. So sah das MCU jedoch nicht immer aus. Den Stil-Wandel kann man auf die Einführung der "Guardians of the Galaxy" im Jahr 2014 und deren großen Erfolg zurückführen. Seitdem haben sich die Blockbuster ästhetisch immer mehr an James Gunns Werk(e) angelehnt.
Fans von diesem Marvel-Stil muss ich an dieser Stelle enttäuschen: "Secret Invasion" ist keine besonders lustige, bunte oder fröhliche Serie. De facto ist eher das Gegenteil der Fall. So handelt es sich hierbei wohl eher um eine der düstersten Marvel-Geschichten, in der sich weder mit Gewalt noch dem Verlust von geliebten Figuren zurückgehalten wird. Auch visuell herrscht eher die Farbe Grau als das Marvel-Rot vor.
Das ist jedoch keineswegs etwas Schlechtes! Ich sehe das sogar als etwas Gutes. Marvel beweist mit "Secret Invasion", dass es sehr wohl auch ernstzunehmende Geschichten erzählen kann, die nicht auf Comic Relief angewiesen sind. Stattdessen entspinnt sich in der Disney+-Serie ein spannender Agenten-Thriller, in den gekonnt die Alien-Story eingebettet wird.
Damit stellt das Werk eine willkommene Abwechslung vom restlichen MCU dar und kann auch getrost Nicht-Marvel-Fans empfohlen werden, denn die Geschichte, die hier erzählt wird, ist universell und nicht nur auf das MCU beschränkt. So könnten die Skrulls auch eine marginalisierte Gruppe von Menschen sein, die zu Terrorist:innen werden und eine Geheimorganisation versucht, sie aufzuhalten. Natürlich ist Vorwissen bei Marvel-Storys immer hilfreich, aber dieses kann man sich auch anlesen.
Abgesehen davon, hat man Nick Fury wohl noch nie von einer solch privaten Seite gesehen. Man gewinnt hier einen spannenden Einblick in das Innenleben des Agenten.
4 von 5 Sternen
Für Fans von: "Homeland", "Kalifat", "The Punisher", "Captain America", "Marvel's Agent Carter", "Marvel's Agents of SHIELD", düsteren Agent:innen-Thrillern und Samuel L. Jackson