"Run Rabbit Run" auf Netflix: Lohnt sich der Psychohorror?
In unserer neuen Rubrik "Lohnt sich das?" stellen wir euch einmal wöchentlich einen Streamingtitel (Film oder Serie), der in aller Munde ist, vor, nehmen ihn genauer unter die Lupe und stellen für euch die altbekannte Frage: "Lohnt sich das überhaupt?" Lohnt es sich, dafür Zeit zu investieren? Ein Abo abzuschließen? Oder ein Abo zu beenden?
Diesmal: "Run Rabbit Run" auf Netflix.
Auch wenn ihr Vater gerade verstorben ist, versucht die alleinerziehende Mutter Sarah ihrer siebenjährigen Tochter Mia einen stabilen Alltag zu ermöglichen. Das Kind hat zwar ihre Großeltern nie kennengelernt, aber verspürt dennoch eine enge Verbindung zu ihnen. Der gewohnte Alltag nimmt eine gruslige Wendung, als Mia an ihrem Geburtstag einen Hasen findet und auf mystische Art und Weise beginnt ihren Charakter zu verändern. Sie interessiert sich immer mehr für ihre Oma Joan, die in einer Psychiatrie dahinvegetiert und bildet sich ein, ihre im Kindesalter verstorbene Tante Alice zu sein.
Sarahs Liebe zu ihrer Tochter ist ungebrochen, doch sie ist gezwungen, einen Blick in ihre dunkle Vergangenheit zu werfen.
Mutter-Tochter-Horror
"Run Rabbit Run“ ist kein klassischer Horrorfilm, sondern funktioniert vor allem auf atmosphärischer und psychologischer Ebene. Man sollte sich hier weder auf besonders viel Blut noch auf furchteinflößende Kreaturen einstellen. Der Horror entsteht vor allem durch die disfunktionale Mutter-Tochter-Beziehung, in der es immer wieder Grenzüberschreitungen gibt.
Dieser Film ist definitiv nicht dazu geeignet, ihn nebenbei laufen zu lassen, da die Bilder einer gewissen Aufmerksamkeit bedürfen, um ihre Sogwirkung zu entfalten.
Atmosphärische Bilder
Die Handlung ist leider nicht besonders originell und Horrorelemente werden auch nicht besonders innovativ eingesetzt. Dabei werden im ersten Drittel einige Fragen aufgeworfen, die im Laufe der Geschichte leider unausreichend beantwortet werden. In der zweiten Hälfte des Films, kippt die Erzählung in ständige Wiederholungen und man hat das Gefühl, als würde man sich hier narrativ im Kreis drehen.
Die größte Stärke von "Run Rabbit Run“ sind ganz klar die eindrucksvollen Bilder. Da es sich hier um eine Indie-Produktion handelt, ist der Film wie ein Kammerspiel aufgebaut und nur an wenigen Drehorten angesiedelt.
Kamerafrau Bonnie Elliott schafft es jedoch auch mit begrenztem Raum packende Bilder zu kreieren. Das Spiel mit Licht und Schatten ist hier auf höchstem Niveau und gepaart mit einem detailreichen Szenenbild, wird der Schrecken der Hauptfigur spürbar, auch wenn das Drehbuch Schwächen hat. Im Kontrast zu den geschlossenen Räumen stehen die weiten Landschaften Australiens, die hier in fahlem Sonnenschein zum Tragen kommt.
Grandioser Kinderstar
Die Hauptrolle wird von der Australierin Sarah Snook gespielt. Sie ist vor allem durch ihre Auftritte in "Steve Jobs", "Succssion" und "Pieces of a Woman" bekannt. Auch wenn ihre Figur nicht besonders facettenreich ist, legt sie eine glaubwürdige Performance hin.
Die große Entdeckung dieses Films ist jedoch Lily LaTorre, die die siebenjährige Mia spielt. Selten schaffen es Kinderdarsteller:innen eine derart emotionale Bandbreite als auch psychologische Tiefe unter einen Hut zu bringen. Sie schwankt ständig zwischen manischer Besessenheit und kindlicher Unschuld, was dazu führt, dass ihre Mutter nicht rigoros gegen sie vorgehen kann, da oft nicht klar ist, wer sich hier was einbildet.
Lohnt sich "Run Rabbit Run" auf Netflix?
"Run Rabbit Run" hat das Potential zu einem großen Horrorfilm, doch leider wird dieses Potential nicht genutzt. Zu oft wird auf klischeehafte Wendungen zurückgegriffen und anstatt sich an einer klaren Grundprämisse abzuarbeiten, verläuft sich die Handlung in etlichen Meta-Ebenen. Ein schmerzhafter Beweis, dass schöne Bilder und gute Darsteller:innen leider für einen guten Film nicht ausreichen.
Wann erscheint "Run Rabbit Run"?
"Run Rabbit Run" hatte seine Premiere im Jänner auf dem Sundance Filmfestival und ist ab jetzt auf Netflix verfügbar.
2 von 5 Sternen
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