"Project Power": Jamie Foxx auf der Jagd nach Superkräfte-Dealern

Filmkritik: "Power Project" (2020)
Knalliges Netflix-Actionspektakel mit guter Besetzung und sehenswerten Visual Effects, aber wenig Mut gängige Genremuster zu verlassen.

Auf den Straßen von New Orleans breitet sich eine neue Droge aus. Es ist eine Pille, die unglaubliche Superkräfte verleiht. Natürlich gibt es einen Haken, sogar mehrere: Erstens kann das Zeug auch tödlich sein. Beim ersten Mal spielt man also russisches Roulette: Superkräfte oder Tod? Zweitens weiß niemand vorher, welche Superkräfte er haben wird. Aber immerhin, einmal genommen sind es dann immer wieder die gleichen. Und drittens: Die übermenschliche Wirkung der Pille hält nur für kurze Zeit an.

Trotzdem führt die Droge in der Stadt zu Chaos. In einer der besten Actionszenen im neuen Netflix-Actionfilm "Project Power" hat sich ein Bankräuber in ein beinahe unsichtbares Chamäleon verwandelt. Ungesehen wäre er an der Polizei vorbei entkommen, hätte nicht der Polizist Frank (Joseph Gordon-Levitt) auch eine Superpille eingeworfen. Frank ist bereit die Regeln ein wenig zu brechen, um an die Hintermänner zu kommen. Dafür arbeitet er mit der Schülerin und jugendlichen Dealerin Robin (Dominique Fishback) zusammen. Robin gerät wiederum ins Visier des ehemaligen Soldaten Art (Jamie Foxx), genannt "The Major". Der Mann ist auf einer kompromisslosen und höchst blutigen Jagd nach den großen Fischen hinter der neuen Droge. Doch anders als Frank und Robin, weiß er mehr über die Ursprünge des Wundermittels. Wie sich herausstellt, hat er auch einen sehr persönlichen Grund für seine Jagd nach den Hintermännern.

 

"Project Power": Jamie Foxx auf der Jagd nach Superkräfte-Dealern

Solide Netflix-Action dank guter Besetzung

Das Superhelden-Szenario könnte zur Annahme verführen, dass es sich bei dem Film des Regie-Duos Henry Joost und Ariel Schulman um eine Comic-Verfilmung handelt. In diesem Fall stammt das Drehbuch aber direkt aus der Feder des Autoren Mattson Tomlin, der gemeinsam mit Matt Reeves auch das Drehbuch des kommenden "Batman"-Films mit Robert Pattinson geschrieben hat. Als Fan von Superheldenfilmen kann man nur hoffen, dass Tomlin beim Drehbuch von "The Batman" ein wenig mehr Lust zum Sprengen typischer Genre-Muster hatte. Denn "Project Power" ist zwar ein solider Actionfilm, aber auch nicht gerade ein Feuerwerk an Einfallsreichtum.

Was den Film trotz der recht vorhersehbaren Handlung und den genretypischen Charakteren rettet, ist die großartige Besetzung und die abwechslungsreiche und knallbunte Inszenierung durch das Regie-Duo Joost/Schulman sowie den Kameramann Greig Fraser, der ebenfalls bei "The Batman" mit an Bord ist und auch schon bei "Vice: Der zweite Mann" (2018) beeindruckt hat.

 

"Project Power": Jamie Foxx auf der Jagd nach Superkräfte-Dealern

Jamie Foxx mimt überzeugend und mit genretypischer Coolness den grimmigen, aber dennoch sympathischen Actionhelden. Neben ihm verkommt Joseph Gordon-Levitt ein wenig zum Beiwagerl – ein cooles Beiwagerl, aber doch. Wirklicher Sidekick ist hingegen Dominique Fishback, bekannt aus der HBO-Serie "The Deuce". Ihr Name – Robin – bietet auch die Gelegenheit für eine paar Superhelden-Schmähs. Ihre Figur der afroamerikanischen Schülerin, die rappt und nebenbei mit Drogen dealt, um die Rechnungen für ihre kranke Mutter zahlen zu können, ist ein riesiger Haufen von Klischees. Aber dank der guten Performances von Fishback, Foxx und Gordon-Levitt ist man gewillt über diese Banalitäten hinwegzusehen. Ein Actionfilm ist ein Actiofilm ist ein Actionfilm!

"Project Power" wird Actionfans nicht enttäuschen und vor allem auch durch die farbenfrohe Inszenierung von New Orleans und einiger guter visueller Effekte beeindrucken. Bei Fans des Superheldenfilms könnte aber vielleicht auch der Gedanke daran aufkommen, was aus dieser faszinierenden Grundidee noch alles herauszuholen gewesen wäre, wenn die Produzenten und Regisseure nicht nur einen Actionfilm nach sicheren Genremustern bei Netflix abgeliefert hätten.

"Project Power" ist bei Netflix zu sehen.