"Playmobil – Der Film": Großer Stilmix im bunten Abenteueruniversum
In den letzten Jahren hatten wir mehrmals Gelegenheit, im Kino sprechende Legosteinchen zu sehen. Jetzt ist es an der Zeit, auch die Konkurrenz mitspielen zu lassen und daher präsentiert Playmobil seinen ersten Langfilm.
Eintauchen ins Playmobil-Universum
Die junge Marla taucht gemeinsam mit ihrem halbwüchsigen Bruder unfreiwillig ins Playmobil-Universum und wird kurz darauf von ihm getrennt. Wie eine zweite Dorothy, die einst das zauberhafte Land Oz erforschte, trifft sie im Verlauf ihrer Odyssee durch die verspielte Welt auf der Suche nach dem Bruder allerlei seltsame aber hilfsbereite Weggefährten – zum Beispiel einen ziemlich durchgeknallten Foodtruck-Besitzer (mit Christian Ulmens Synchro-Stimme), einen coolen aber zugleich extrem eingebildeten Geheimagenten (auf Deutsch von Matthias Schweighöfer gesprochen) oder eine waschechte gute Fee, aber auch ein Roboter und Wikinger oder Piraten kommen vor; und ziemlich viel Musik gibt es obendrein.
Verwandlung in Spielfiguren
Lino DiSalvo, ein langjähriger Disney-Mitarbeiter, gibt hier sein Regiedebüt. Es ist nur allzu offensichtlich, dass die LEGO-Filme bei dieser Produktion als großes Vorbild gedient haben; womöglich sogar als übergroßes, denn die beschwingte Munterkeit der Vorgänger ist schwer zu überbieten. Trotzdem bewahrt sich die Playmobilwelt ihre Eigenständigkeit und setzt sich von den bisherigen Filmen ab. Was man schon daran erkennt, dass wir uns zu Beginn in einem Realfilm wiederfinden und alles auf ein Teenager-Reise-Musical hinzudeuten scheint, weil Marla soeben großjährig geworden ist und ihren ersten Pass in Händen hält - die Welt wartet also nur darauf, von ihr entdeckt zu werden. Doch dann kommt für sie durch einen Schicksalsschlag alles anders. Eine Reise der besonderen Art treten unsere beiden jungen Geschwister aber dennoch an und kaum hat es sie in die bunte Parallelwelt verschlagen, ist es mit ihrer Menschlichkeit zu Ende: sie werden nämlich in Spielfiguren transformiert und gerade der kleine Bruder hat eine ganz unerwartet erwachsene Gestalt erhalten.
Viele Filme in einem
Was nun folgt, ist zugleich eine rasante Entdeckungsreise und ein Wettlauf gegen die Zeit, denn dem Bruder droht ein böses Schicksal. Wir wechseln alle paar Minuten die Schauplätze und die Stilrichtungen: waren wir soeben in einem Wikinger- und Piratenfilm, kommen wir im nächsten Moment in eine Westernstadt, betreten danach eine futuristische Metropole und müssen an "Star Wars" denken (wozu sowohl eine Jabba the Hutt-artige Figur als auch ein kleiner Roboter im R2D2-Modus beiträgt), nur um sodann in einem Historienfilm zu landen, weil ein rotbärtiger römischer Kaiser à la Nero auftritt und eine Arena mit Gladiatoren füllen will; zwischendurch verschlägt es uns dank dem Geheimagenten Rex Dasher in einen echten Actionthriller im Stil von Bond (und praktisch im Vorüberfahren bekommen wir auch einen Hauch „Jurassic World“ geboten). Das ist alles äußerst kurzweilig und unterhaltsam. Vieleicht hatte LEGO ja tatsächlich die zündenderen Witze und frecheren Anspielungen zu bieten, aber Playmobil braucht sich auf keinen Fall zu verstecken. Auch die Musik ist sehr nett und für die Seher der deutschen Fassung hält der Abspann sogar noch einen Bonus bereit, weil die wichtigsten Gesangsnummern dann endlich auch im englischen Original zu hören sind.
3 1/2 von 5 starken Wikingern mit Kinderstimmen