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Filmkritik

„Niemals selten manchmal immer“: Ein Plädoyer für Frauenrechte

Leider behält Eliza Hittmans Drama rund um das Recht auf Abtreibung traurige Aktualität.

von Oezguer Anil

10/27/2020, 04:01 PM

Die 17jährige Autumn (Sidney Flanigan) arbeitet im ländlichen Pennsylvania als Supermarkt-Kassiererin, ihr Leben verläuft in wenig überraschenden Bahnen. Als sie bemerkt, dass sie ungewollt schwanger geworden ist, kann Autumn nicht mit der Unterstützung ihrer Eltern rechnen. Gemeinsam mit ihrer Cousine Skyler (Talia Ryder) kratzt sie ein wenig Geld zusammen und die beiden machen sich im Bus auf den Weg nach New York City. Im Gepäck haben sie nur die Adresse einer Klinik – und sonst keinen Plan. Der Beginn einer nervenaufreibenden Reise, getragen von Freundschaft, Mut und Mitgefühl.

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Frischer Blick

Niemals selten manchmal immer” ist ein intimes Porträt einer jungen Frau, die ihren Platz in der Welt sucht. Auch wenn das Thema Abtreibung im Kino bereits vielfach thematisiert wurde, schafft es Regisseurin Eliza Hittman eine neue Perspektive darauf zu eröffnen. Die Handlung fokussiert sich auf den Prozess des Suchens nach einer Möglichkeit einer Abtreibung und spart die gewohnten Handlungsstränge aus. Die Hauptfigur und ihre Sexualität werden nicht problematisiert, und die Frage nach dem möglichen Vater wird erst gar nicht gestellt. Diese dramaturgischen Entscheidungen zeugen von der großen Menschenliebe Hittmans.

Politisch

Eliza Hittman setzt sich seit ihrem Debütfilm "It felt like Love“ (2011) für das Recht auf Selbstbestimmung von Frauen ein. In ihrem neuesten Drama bricht sie gekonnt die Klischees, mit denen weibliche Figuren kämpfen müssen. Sie lotet moralische Grenzen aus und verleiht ihren Geschichten dadurch eine größere Schlagkraft. So spannend ihre Frauenfiguren jedoch sind, so eindimensional sind ihre männlichen Figuren gestaltet. In den Interaktionen zwischen der weiblichen Hauptfigur und den männlichen Nebenrollen wird die Absicht der Regisseurin und Drehbuchautorin allzu deutlich, weshalb "Niemals selten manchmal immer“ stellenweise seine Glaubwürdigkeit einbüßt.

Neue Gesichter

Die Hauptrolle wird von der Laiendarstellerin Sidney Flanigan verkörpert, die hier das erste Mal vor der Kamera zu sehen ist. Sie besticht durch ein ausdrucksstarkes Gesicht und ihr minimalistisches Spiel. Statt großer Emotionen stehen hier kleine Gesten im Vordergrund, die ihrer Figur eine subtile Tiefe verleihen. Begleitet wird sie von Talia Ryder, die bereits im Alter von 12 Jahren ihr Broadway-Debüt im Musical "Matilda" gab. Die Entscheidung, zwei komplett unbekannt Gesichter zu wählen, ist zwar für Hittman nicht ungewöhnlich, aber dennoch ein mutiger Schritt in einer so schnelllebigen Branche. Unterstützt wurde sie dabei von Adele Romanski, die sich in den letzten Jahren zu den wichtigsten Produzentinnen des amerikanischen Independent Films gemausert hat. Sie wurde für "Moonlight“ mit dem Oscar ausgezeichnet und ebnete den Weg für die Karriere von David Robert Mitchell ("It Follows", "Under the Silver Lake").

"Niemals selten manchmal immer“ erhielt auf der Berlinale den großen Preis der Jury und feierte seine Österreich-Premiere im Rahmen der Viennale.

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