“Jeanne du Barry”-Kritik: Johnny Depp als überforderter Ludwig XV.
Die letzten Jahre waren turbulent für Johnny Depp. Der Gerichtsprozess mit seiner Ex-Frau Amber Heard sorgte für ein enormes mediales Aufsehen und führten auch dazu, dass er seine Rolle des Grindelwald in der “Phantastische Tierwesen”-Filmreihe abtreten musste. Die Angebote für größere Produktionen blieben aus, doch nun scheint sich die Filmwelt dem Star wieder anzunähern.
Sein neuster Film “Jeanne du Barry” eröffnete die Filmfestspiele von Cannes und ist die erste Rolle, in der Depp nur Französisch spricht.
Worum geht es in “Jeanne du Barry”?
Frankreich im 18. Jahrhundert vor der Französischen Revolution. Die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Jeanne Vaubernier (Maïwenn) schafft es durch ihren Charme auf der sozialen Leiter aufzusteigen und wird schließlich sogar dem König Ludwig XV. (Johnny Depp) vorgestellt. Obwohl sie anfangs eher verhalten auf die Avancen des Herrschers reagiert, entspinnt sich schon bald eine Liebesgeschichte zwischen den Beiden, die für große Aufregung auf dem französischen Hof sorgt.
Jeanne schafft es schließlich mittels einer Scheinehe zu einer Adeligen aufzusteigen, doch mit den Gepflogenheiten in Versailles kann sie dennoch nicht viel anfangen.
Wahre Begebenheit
Der Historienfilm erzählt vom Leben der 1743 als Marie Jeanne Bécu, die in arme Verhältnisse geboren wurde und schließlich zur adeligen Mätresse von Ludwig XV. aufstieg. Auch wenn der König eine wichtige Rolle im Film spielt, fokussiert sich die Geschichte auf die Höhen und Tiefen in ihrem Leben.
Die französische Produktion begeistert vor allem durch ihre Bildgewalt. Die Innenräume sind mit viel Liebe zum Detail ausgestattet und die Außenszenen bestechen durch kontrastreiche Wolken und starke Sonnenstrahlen, bei denen definitiv mit Computeranimationen nachgeholfen wurde. Viele Szenen wurden sogar in den Räumlichkeiten von Versailles gedreht.
Maïwenn als Mastermind
“Jeanne du Barry” ist ein Herzensprojekt von Maïwenn, die bei dem Projekt nicht nur als Hauptdarstellerin vor der Kamera steht, sondern auch die Regie übernahm und das Drehbuch schrieb. Sie greift bei ihrer Inszenierung auf einen intensiven Musikeinsatz zurück und kreiert eine warme Atmosphäre, in der sich eine skurrile Liebesgeschichte entspinnt.
Johnny Depp meistert die Herausforderung, auf Französisch zu spielen, mit Bravour. Für Laien ist kein besonderer Akzent hörbar, wobei seine Figur generell sparsam mit Worten umgeht.
Humorvoll und emotional
Die Liebesgeschichte ist mit viel Witz und auch ohne Scheu vor Pathos erzählt. Maïwenn legt ihren Fokus ganz klar auf die romantische Beziehung der Figuren, doch derart geschichtsträchtige Persönlichkeiten ins Zentrum eines Filmes zu rücken, ohne dabei den gesellschaftlichen Kontext zu beleuchten, gleicht an Anbiederung.
Ludwig XV. verfestigte ein System, das wenige Jahre nach seinem Tod zur Französischen Revolution führte. Der immer größer werdende Druck des Volkes wird völlig ausgespart, weshalb man vom Film keinen Geschichtsunterricht oder historische Genauigkeit erwarten sollte.
Fazit
"Jeanne du Barry" hält die perfekte Balance zwischen humorvoll und emotional. Maïwenn und Johnny Depp verleihen den schönen Bildern den nötigen Charme und harmonieren als ungleiches Paar und kreieren eine gelungene Alternative zu Hollywoodfilmen.
4 von 5 Sternen