"Hades": Ein Genre-Gangsterfilm aus Österreich

Anoushiravan Mohseni spielt Hauptfigur Reza
Anoushiravan Mohseni spielt und erzählt lose auf seiner Lebensgeschichte basierend aus der Unterwelt Wiens.

Das Genre österreichischer Gangsterfilm ist eines, das praktisch nicht existiert. Zu fern erscheinen in der beschaulichen Alpenrepublik wohl jene düsteren Unterwelten, wie sie das Hollywoodkino immer wieder hochleben lässt. Dass sich dennoch eine glaubhafte Halbwelt mit rot-weiß-rotem Anstrich entwerfen lässt, das stellt Regisseur Andreas Kopriva mit "Hades" unter Beweis. Der ganz und gar nicht zu friedlichen Feiertagen passende Film kommt am 28.12. in die Kinos.

Worum geht's in "Hades"?

Dabei steht einer ganz im Zentrum von "Hades": Anoushiravan Mohseni. Schließlich spielt der 47-Jährige nicht nur die Hauptfigur Reza, sondern hat gemeinsam mit Horst-Günther Fiedler auch das Drehbuch verfasst - zum Teil auf seiner Lebensgeschichte basierend. So war der im Iran geborene Mohseni einst selbst Kampfsportler und Bodyguard, bevor er sich der Schauspielerei zuwandte und etwa in Hans-Günther Böckings "Taktik" oder Houchang Allahyaris "Der letzte Tanz" zu sehen war. Zumindest ersteren Lebensstrang teilt er sich mit "Hades"-Hauptfigur Reza.

Der Zehnjährige wächst nach der Migration mit seinem Bruder und seiner Mutter unter prekären Umständen in Wien auf. Bald lernt er in der ärmlichen Wohnsiedlung, dass er Köpfchen braucht, will er sich Träume wie ein Fahrrad realisieren - und auch die eine oder andere verteilte Watsche kann nicht schaden, will man sich gegen die lokale Jugendgang behaupten. So wird Reza als junger Mann folgerichtig zum Martial-Arts-Kämpfer, was den Unterweltboss Milan (Tim Seyfi) auf ihn aufmerksam werden lässt. Er holt sich Reza als Ausputzer, der mit den beiden weniger hell auf der Torte strahlenden Kerzen Mo (Aleksandar Petrović) und Dragan (Igor Karbus) das Geld für den Boss eintreibt, wobei auch für ihn mehr als genug überbleibt.

Im Herzen ist Reza bei aller nötiger Brutalität aber natürlich ein guter Kerl geblieben. Und so verliebt er sich in die Studentin Beatrice (Alma Hasun), was ihm neue Perspektiven jenseits der Kriminalität eröffnet. Ein letzter Coup soll es richten. Dass die Polizei in Person von Inspektor Czermak (Fritz Karl) Milan und seiner Bande schon auf den Fersen ist, droht diese Lebensveränderung allerdings zu konterkarieren.

Ein Austro-Film der besonderen Art 

Der bisher vor allem im TV-Bereich erfolgreiche Regisseur Andreas Kopriva ("Schnell ermittelt", "Vier Frauen und ein Todesfall" oder "Tatort") inszeniert diese klassische Unterweltstory in einer Mischung aus Coolness und oftmals sitzendem Humor. "Hades" ist ein Genrefilm, der sein Genre nicht desavouieren will, sondern nach den Regeln spielt. Mit Nahaufnahmen, Obersichten und grellbuntem Licht gibt er der Erzählung die nötige Gestalt, die Hineinnahme des Migrationshintergrundes von Reza lässt den Weg der Hauptfigur glaubhaft und nicht aufgesetzt erscheinen.

Eine Abweichung von den Genrekonventionen gibt es indes beim Frauenbild, versammelt Kopriva mit Stars wie Aglaia Szyszkowitz, Désireé Nosbusch oder Josefstadt-Schauspielerin Alma Hasun doch eine ganze Riege starker, selbstständiger Charaktere jenseits hübschen Beiwerks. Austro-Film kann eben auch anders als Kammerspiel und Komödie.