„Gehört, gesehen“: Ein Blick hinter die Kulissen von Ö1
In ihrem neuen Dokumentarfilm begleiten die Regisseure Jakob Brossmann und David Paede den Kultursender Ö1 während seiner Umbruchphase. Soziale Medien, alternative Informationsangebote und Budgetkürzungen stellen den 1967 gegründeten Sender vor neue Herausforderungen, die kreative Lösungen erfordern. Ein Portrait über ein österreichisches Kulturgut.
Leidenschaft
Anfangs ist man irritiert und fasziniert zugleich, denn endlich sieht man die Gesichter zu den wunderbaren Stimmen, die einen durch den Tag begleiten. Es braucht einen kurzen Moment, um das täglich im Radio Gehörte mit den Bildern auf der Leinwand in Einklang zu bringen. Schnell sieht man, dass die Radiomacher lieben was sie tun und dementsprechend zurückhaltend sind, wenn es um Veränderungen geht. Von der Leitung zur Musikabteilung bis hin zu den Moderatoren erkennt man, dass man sich in einem Umfeld bewegt, in dem jeder ein Spezialist auf seinem Gebiet ist. Die unterschiedlichen Zugänge der RedakteurInnen führen schließlich zu einer Gruppendynamik, aus der täglich ein gut kuratiertes Programm entsteht, das von ca. 630 Tausend Menschen gehört wird.
Zahn der Zeit
Über mehrere Jahre hinweg steigen die Spannungen zwischen Gesellschaft und Medien, was sich auch auf das Programm von Ö1 auswirkt. Die Zuhörerzahlen brechen ein, neue Formate werden ausgearbeitet, ein neues Marketingkonzept muss her und der politische Druck steigt. Das Ziel auf die neuen Hör- und Sehgewohnheiten des Publikums einzugehen, wird hier von den üblichen Floskeln entkoppelt und in die Tat umgesetzt. Das Ringen nach neuen ZuhörerInnen und dem Bewahren des Stammklientels stellt sich dabei als eine Gradwanderung heraus, die nicht kritiklos am Sender vorbeigeht.
Mehr als nur Ton im Bild
Ein Film über das Radio mag für viele auf den ersten Blick befremdlich klingen, doch trotz aller Skepsis sollte man den Weg ins Kino nicht scheuen. „Gehört, gesehen“ bietet mehr als nur Moderatoren, die in kleinen Kabinen in ihre Mikrofone sprechen, sondern ist ein extrem informativer, lustiger und unterhaltsamer Dokumentarfilm, der einer oft kritisierten Institution ein Gesicht gibt.