"Es: Kapitel 2" auf Amazon: Willkommen im Stephen-King-Adventureland!

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Clown Pennywise muss endlich sterben, und die mittlerweile erwachsenen Freunde haben für diese Aufgabe drei Filmstunden Zeit.

Einen fast dreistündigen Horrorfilm: Soweit ich mich erinnern kann, hat es das noch nie gegeben. Da müsste eigentlich verpflichtend ein Arzt im Kino anwesend sein, um Leuten beizustehen, falls deren Nerven nicht mehr mitmachen oder Geduld und Sitzfleisch zu versagen drohen. Zumindest wird die Überlänge verständlich, wenn man sich den Umfang von Stephen Kings Roman anschaut.

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Alte Freunde wieder vereint

Erwachsene Kinder

Das Böse hält seinen Zeitplan ein und kehrt pünktlich nach Verlauf von 27 Jahren zurück. Clown Pennywise hat sich kein bisschen verändert und ist das alte Schreckgespenst geblieben. Also muss er erneut besiegt werden – aber mittlerweile sollten die Freunde aus Derry ja schon Routine darin haben.  Die Kinder des ersten Teils sind zu Erwachsenen geworden und sehen nun zum Beispiel wie Jessica Chastain, James McAvoy und Bill Hader aus. Gemeinsam stellen sie sich der traumatischen Vergangenheit und steigen zuletzt wieder in die Kanalisation ihres Heimatstädtchens hinab.

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Nicht jeder Clown ist Pennywise, wie James McAvoy merkt

Schwächen des Regisseurs

Im ersten Kapitel seines Filmwerks bescherte uns Regisseur Andy Muschietti ungefähr alle fünf Minuten einen Schockmoment – umgerechnet auf 170 Minuten ergäbe das nun 34 Gelegenheiten zum Herzrasen. Diese Zahl wird sogar noch locker überboten, denn der Regisseur leidet wohl unter der fixen Idee, dass echter Horror nur durch die endlose Aneinanderreihung von Geisterbahnattraktionen entsteht.

Auch Prügeleien kriegt Muschietti gut hin (in der ersten Viertelstunde gibt es mehrfach schwere Körperverletzungen). Sobald es hingegen um Zwischenmenschliches geht und leisere Töne gefragt sind oder ein dramaturgischer Bogen zu schlagen wäre, ist er sichtlich überfordert. Beim Zusammentreffen der Freunde nach 27 Jahren wird dieser Mangel besonders deutlich: da sitzen die sechs Personen (eine siebente konnte aus schwerwiegenden Gründen nicht kommen) um den Tisch eines Chinarestaurants und tauschen Erinnerungen aus, aber die Gesprächsatmosphäre hinterlässt beim Zuschauen einen absolut sterilen Eindruck und man nimmt den Figuren keinen Moment ihre alte Vertrautheit ab.

Zur Entschädigung darf Muschietti aber gleich wieder die Monster loslassen (diesmal kriechen sie aus Glückskeksen).  Nein, Schauspielführung und Dramaturgie sind ganz bestimmt nicht seine Stärken und er bringt es sogar fertig, dass Profis wie Chastain und McAvoy in manchen Szenen wie Angehörige einer Laiengruppe wirken. Bill Hader spielt übrigens als Comedian hier praktisch sich selbst und baut sogar seine legendäre Imitation von Jabba the Hutt ein. Einzig Bill Skarsgård als Pennywise ist nach wie vor schrecklich gut.

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Auf dem Weg in die Kanalisation

Grusel durch Bodyhorror

Muschettis Könnerschaft besteht also eindeutig im Erzeugen von Gruselstimmung mit Spezialeffekten.  Besonderer Wert wird auf Bodyhorror gelegt und wir erleben diverse Masken: sei es eine riesige nackte alte Hexe, ein halbskelettierter Jugendfreund, der unterm Bett hervorkriecht bzw. Auto fährt, eine wiederkehrende Kinderleiche im gelben Regenmantel, ein herumkullernder Kopf, aus dessen Wangen dann Spinnenbeine wachsen oder ein dürres Kellermonster mit besonders weit heraushängender Zunge und literweiser schwarzer Flüssigkeit im Magen, die bei Bedarf als Fontäne aus dem Mund schießt. 

Diese Szenen wirken in ihrer Häufung oft unfreiwillig komisch, aber es wird zugleich deutlich, dass sich der Film selbst auch nicht immer ganz ernst nimmt - und gerade das erzeugt einen sehr zwiespältigen Eindruck: Wir sind schließlich nicht in einer Horrorkomödie à la "Tanz der Teufel", sondern in einer King-Verfilmung, in der es dann auch wieder äußerst brutal zur Sache geht, sobald Kinder von Pennywise massakriert werden.

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Jessica Chastain kurz vor dem Blut-Bad

King-Anspielungen

Übrigens wird mit Querverweisen auf andere King-Werke nicht gespart: da sieht eine Frau nach einer Blutdusche wie  Carrie aus, ein Blutschwall, der sich in eine Toilettenkabine ergießt, weckt Erinnerungen an Kubricks rote Aufzugswelle im Overlook-Hotel, gleich darauf schaut obendrein eine Nicholson-artige Figur ganz im Stil von Jack Torrance aus "Shining" bei der Tür herein; und in einem Trödlerladen, der an "Needful Things" denken lässt, sitzt sogar Horrormeister King selbst für einen Kurzauftritt hinter der Verkaufstheke. All das bewirkt, dass dieses zweite "Es"-Kapitel immer mehr zu einem Besuch im Stephen King-Adventureland wird; eine Attraktion jagt die nächste, und die eigentliche Handlung droht oft auf der Strecke zu bleiben.

Die drei Stunden Laufzeit sind gnadenlos überdimensioniert und man muss an einen Luftballon denken, der immer weiter mit Helium vollgepumpt wird, obwohl er seine vorgesehene Größe eigentlich schon längst erreicht hätte. Solange, bis der Traum von einer geglückten Neuverfilmung des King‘schen Hauptwerks endgültig zerplatzt.

2 1/2 von 5 abgefaulten Clownsnasen.

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