"Ein Minecraft Film"-Kritik: Verpixelt und verspielt

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Die Filmversion zum meistverkauften Videospiel aller Zeiten macht Spaß, ist aber weit davon entfernt, perfekt zu sein.

In dieser Spielewelt wird man im besten Fall Bauklötze staunen und im schlimmsten empfindet man den Film als Klotz am Bein. Wer weiß, vielleicht erfahren wir nicht nur, wie man etwas zusammenbaut, sondern sogar zusammenbraut. Minecraftbeer würde doch bestimmt eine Marktlücke füllen – und womöglich lernen wir auch ein paar neue Craft-Ausdrücke kennen.

Das Computerspiel des schwedischen Programmierers Markus "Notch" Petersson hat sich jedenfalls längst vom Indie-Hit zum Welterfolg entwickelt, wurde in die Spielsammlung des Museum of Modern Art aufgenommen, versammelte jährlich Fans bei Minecraft-Conventions oder dient im Schulunterricht zur Wissensvermittlung (in einer schwedischen Schule sogar als Pflichtfach). Spät, aber doch, geht jetzt "Ein Minecraft Film" von Regisseur Jared Hess an den Start.

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Szene aus "Ein Minecraft Film"

Austauschbares Pflichtprogramm

Die vier  Außenseiter Garrett "The Garbage Man" Garrison (Jason Momoa mit  gewöhnungsbedürftiger Haar- und Barttracht), Henry (Sebastian Eugene Hansen), Natalie (Emma Myers) und Dawn (Danielle Brooks) werden in eine sogenannte "Oberwelt" voller Bauelemente versetzt, wo sie - abgesehen von  Zombies und angriffslustigen Schweinen - vor allem den professionellen "Crafter" Steve (Jack Black) treffen. Klar, dass dieser Darsteller nicht fehlen darf – er ist nicht nur vollbärtig, sondern auch voll motiviert, wenn es darum geht, bei einer Gaming-Verfilmung mitzumachen. 

Das hat er in den letzten Jahren mit Werken wie "Borderlands", "Der Super Mario Bros. Film" oder den beiden neuen "Jumanji"-Teilen schon mehrfach bewiesen. Daher zieht er auch hier streng nach Unterhaltungs-Vorschrift sein Pflichtprogramm ab, das darin besteht, kugelrund, lustig und hyperaktiv zu sein – die Gesangseinlagen nicht zu vergessen. Das gestaltet sich aber dermaßen austauschbar, dass man gar nicht genau sagen könnte, ob wir uns gerade in "Jumanji 3" oder doch eher Minecraft befinden.

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Szene aus "Ein Minecraft Film"

Black und Momoa als Männer-Sandwich

Es wird tatsächlich annähend so etwas wie eine Geschichte erzählt, aber auf die kommt es selbstverständlich nicht an. Auch dass man den einzelnen Figuren Probleme und Entwicklungsmöglichkeiten zugesteht, lässt sich zwar als guter Wille werten - überzeugend oder sogar emotional mitreißend wirkt das aber nie. Es genügt zu wissen, dass eine Schweine-Hexe die Große Verdunkelung über die Oberwelt bringen möchte und unsere fünf Spiel-Helden das verhindern wollen. 

Was wirklich zählt, ist die Lust, einen wilden Ritt anzutreten, um es ordentlich krachen zu lassen – und das darf man ruhig wörtlich verstehen, da nicht nur die Creeper-Blockmonster explodieren. Feuerkraft, Wolfsrudel, Metallmonster und selbstgebaute Waffen erleichtern die Aufgabe. Der verrückteste Moment ist wohl erreicht, sobald Momoa in inniger Umarmung mit Jack Back durch die Lüfte segelt; und wenn die beiden dann auch noch ein Männer-Sandwich formen, ist es mit der Jugendfreigabe ab 6 endgültig vorbei.

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Szene aus "Ein Minecraft Film"

Wunsch nach Interaktivität

Ob dieser Film den Herzschlag von Minecraftern beschleunigt, wage ich nicht zu entscheiden, da ich selber nicht zu dieser Gattung gehöre. Aber eines erscheint mir relativ logisch: Ausgerechnet ein Spiel, das zur Kreativität anregen will, ist mit einer geradlinig erzählten Filmgeschichte schlecht bedient. Hier wäre auf jeden Fall Interaktivität angesagt gewesen: Wir als Zuschauer hätten gerne ins Geschehen eingegriffen und Entscheidungsmöglichkeiten gehabt, statt uns passiv bespaßen zu lassen. Somit dürfte das Minecraft-Projekt bei einem Streaminganbieter wesentlich besser aufgehoben gewesen sein.

Das mit dem Minecraftbeer haben wir zwar nicht erfahren, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf – vielleicht muss man ja erst noch einen Bonuslevel freispielen oder einen zweiten Teil erwarten.  

2 ½ von 5 böse grunzenden Piglins

"Ein Minecraft Film" ist derzeit in unseren Kinos zu sehen. Hier geht's zu den Spielzeiten!

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