„Die Kinder der Toten“: Die Toten schweigen nicht
Im Rahmen des steirischen Herbstes realisierten die amerikanischen Performance Künstler Kelly Cooper und Pavlo Liska eine Romanverflimung von Elfriede Jelinkes 666 Seiten langem Roman „Die Kinder der Toten“. Liska und Cooper waren bereits öfter zu Gast beim steirischen Herbst und führten auch schon am Burgtheater das mehrteilige Stück „Life and Times“ auf. Die beiden Künstler sind große Jelinek-Fans, doch konnten sich ihrer Vorlage, wegen des Mangels einer englischen Übersetzung, nur durch Zusammenfassungen annähern.
Zombie-Invasion
Die Regisseure setzten den Roman als eine Mischung zwischen Heimat- und Zombiefilm um. Gedreht wurde in den Wäldern, Tälern und Kneipen der Obersteiermark. Die knapp zwanzig Hauptfiguren sind allesamt Laien und standen größtenteils das erste Mal vor der Kamera. Liska und Cooper entschieden sich für einen im kommerziellen Kino des 21. Jahrhunderts sehr unüblichen filmischen Zugang. Sie drehten den knapp 90-minütigen Film auf Super 8 Filmmaterial, ein Format, das man hauptsächlich aus Homemovies kennt. Gepaart mit den Erzählformen und Texttafeln eines Stummfilms ist „Die Kinder der Toten“ ein außergewöhnliches visuelles Erlebnis, das zwischen Performance und Kino anzusetzen ist.
Verstörend
Der Ausgangspunkt der Handlung ist ein Unfall eines Touristenbusses und ein Mutter-Tochter Drama, das tief in die österreichische Volksseele blicken lässt. Die zweite Hälfte des zum Zombie-Slasher mutierenden Heimatfilms ist stellenweise extrem unterhaltsam und spielt mit B-Movie Elementen, die man abgesehen vielleicht von Tarantino-Filmen selten im Autorenkino zu Gesicht bekommt. Diese Irritation des Publikums führt jedoch auch zu einer gewissen Redundanz, die ihre Provokation allzu offensichtlich zelebriert.
Berlinale
Produziert wurde die Romanverfilmung passenderweise von der "Ulrich Seidl Produktion". Im Rahmen seiner Weltpremiere im Forum der Berlinale wurde der ungewöhnliche Heimatfilm mit dem Preis der Filmkritiker ausgezeichnet. Liska und Coopers Werk ist vor allem jenen zu empfehlen, die sich vom Kinoabend nicht nur einen unterhaltsamen Film erwarten, sondern auch bereit sind, die ein oder andere Provokation hinzunehmen.