"Der gestiefelte Kater 2": Märchenhafte Nahtod-Erfahrung
Der gestiefelte Held mit den Schnurrhaaren hat ein aufreibendes Abenteuer nach dem anderen bestanden und sein Leben somit ganz schön verausgabt – oder sagen wir lieber: seine Leben, denn als Angehöriger der Katzengattung verfügt er ja erfahrungsgemäß gleich über neun davon.
Doch selbst dieser vitale Vorrat geht einmal zur Neige und so muss unser Kater mit der unverkennbaren Antonio-Banderas-Stimme erschrocken feststellen, dass ihm nur noch ein einziges Leben bleibt, bevor endgültig Schluss mit Milchschlabbern und Degenkreuzen ist.
Hinter jeder Ecke lauert ab sofort der Tod mit spitzer Wolfsschnauze und blutroten Augen. Da beginnt selbst dem furchtlosen Vierbeiner der Mut zu sinken und er zieht ernsthaft eine zweite Karriere als Schoßkätzchen in Betracht.
Schatzkarte zum Wunschstern
Zum Glück gibt's in der Märchenwelt eine Gelegenheit, sich neue Lebenskraft anzueignen, vorausgesetzt, man spürt den mythischen Wunschstern auf – und genau darin besteht die Mission des Katers in diesem Film. Doch das ist gar nicht so einfach, denn es sind auch andere Wunschwillige hinter einer magischen Schatzkarte her.
Sie zeigt den Weg zum Stern durch den dunklen Wald, der sich aber als äußerst farbenfroh erweist. Dummerweise sind auch hier einige Stationen zu durchlaufen, deren Schwierigkeitsgrad von Person zu Person ziemlich variieren kann.
Freund und Feind auf der Sternenjagd vereint
Und so trifft unser Puss in Boots alte und neue FreundInnen: darunter eine Artgenossin mit besonders weichen Pfoten und hartem Schlag (Salma Hayeks Stimme) oder ein winziges Therapiehündchen, das sich auch gerne mal als Katze verkleidet und einfach nur die positiven Seiten im Leben sieht.
Ein echter Bösewicht darf ebenfalls nicht fehlen und der kommt in sehr umfangreicher Gestalt daher: Zwar stammt die dicke Figur nur aus einem Kinderreim und keinem echten Märchen, dafür sammelt sie in einer bodenlosen Tasche alle nur denkbaren Märchen-Gegenstände, um sie möglichst unheilbringend einzusetzen.
Auch eine britische Fraktion ist vertreten in Gestalt von drei Bären und einem goldlockigen Mädchen, dessen Stimme zu Florence Pugh gehört. Die Bären-Mutter kann sich ebenfalls hören lassen – wird sie doch von Olivia Colman gesprochen.
Showdown mit Body-Count
Sie alle balgen sich um die Karte und den Weg zum Wunschstern, was in einem richtigen Showdown gipfelt, den auch Sergio Leone nicht besser hingekriegt hätte. Tatsächlich sind die Anspielungen auf diverse Filme und Genres hier reicht gesät – sogar das Dreckige Dutzend lässt einmal grüßen, nur steckt dieses hier in blütenweißen Kochschürzen.
Der Body-Count ist für einen Familienfilm erstaunlich hoch und die MacherInnen schrecken nicht davor zurück, jemanden in ein Skelett zu verwandeln, nachdem ihn eine fleischfressende Zauberpflanze verspeist. Es geht aber auch kinderfreundlicher zu, sobald die von einem Babyeinhorn-Pfeil Getroffenen in einem Konfetti-Rege verpuffen.
Der gestiefelte Kater wird jedenfalls aus dieser Nahtod-Erfahrung der etwas anderen Art körperlich und geistig sehr verändert hervorgehen.
Wunsch nach einer Fortsetzung
Wie es um das Wünschen bestellt ist und dass man nicht immer alles Ersehnte bekommt oder verlangen sollte, lehrt uns dieser Film voll animierter Rasanz ganz nebenbei. Aber sobald das bunte Treiben nach über 100 Minuten wieder vorbei ist, verspürt man wohl den ehrlichen Wunsch nach einer Fortsetzung.
Die Chancen dazu stehen gar nicht schlecht, weil zuletzt das sogenannte "Team Freundschaft" in See sticht und neuen Abenteuern entgegensegelt. Allerdings sollte nicht wieder so viel Zeit zwischen den Filmen vergehen, denn im Gegensatz zu Märchenkatzen haben die menschlichen Schau-SprecherInnen von vornherein nur ein einziges Leben zur Verfügung.
4 von 5 katzenstreuverklebten Katerfellen.
"Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch" läuft aktuell in den Kinos. Hier geht’s zu den Spielzeiten.