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Filmkritik

"Buñuel im Labyrinth der Schildkröten": Ein animiertes Stück Filmgeschichte

Ein ungewöhnlicher Animationsfilm über eine ungewöhnliche Dokufiktion. 1933 drehte Buñuel sein berühmtes Werk "Las Hurdes - Land ohne Brot".

von

Franco Schedl
Franco Schedl

03/12/2020, 07:40 AM

Luis Buñuel hätte die Idee sicher gefallen, sich eines Tages als Hauptfigur einer Graphic Novel und ein paar Jahre später in animierter Form als Held eines Kinofilms wiederzufinden. Der überzeugte Surrealist hatte Anfang der 1930 Jahre bereits durch den Experimentalfilm „Ein andalusischer Hund“ Aufmerksamkeit erregt und durch sein zweites Werk „Das goldene Zeitalter“ einen handfesten Skandal ausgelöst, weil viele die Verbindung von Jesus und De Sade als blasphemisch empfunden hatten und auch durch andere Szenen schockiert waren.

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Armut in Spanien

Daher steht der Regisseur nun ohne Geldgeber dar, doch der Lottogewinn eines befreundeten Bildhauers ermöglich ihm, sein nächstes Projekt in Angriff zu nehmen. Erstmals will er einen Dokumentarfilm drehen und aufzeigen, unter welchen unvorstellbaren Bedingungen und in welcher Armut die Bevölkerung des ländlichen Spaniens von Las Hurdes damals kurz vor Ausbruch des Bürgerkriegs lebte. Herausgekommen ist dabei die berühmte Dokufiktion "Land ohne Brot", denn Buñuel behält auch als Dokumentarist die unkonventionelle Herangehensweise an sein Thema bei.

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Ein manipulierter Dreh

Er manipuliert die Gegebenheiten nach Herzenslust und zwar auf recht unschöne Weise, die heutzutage nicht mehr möglich wäre. Da er gehört hat, dass Bergziegen oft abstürzen, will er mit seinen Helfern dafür sorgen, dass sie es tatsächlich vor laufender Kamera tun, doch weil die Tiere gar nicht daran denken, für ihn zu sterben, hilft er nach: der Waffennarr zieht seinen Revolver und schießt sie ab. Weiters wurde ihm erzählt, man verwende Esel zum Transport von Bienenstöcken und sobald einer der Stöcke zerbricht, können die Tiere von den ausschwärmenden Bienen totgestochen werden. Auch das probiert er sofort aus und setzt einen Esel den größten Qualen aus, bevor er für einen Gnadenschuss wieder zur Waffe greift. Mit solchen Aktionen und anderen exzentrischen Verhaltensweisen erregt er allerdings auch den Widerwillen seines Geldgebers und es kommt fast zum vorzeitigen Abbruch der Dreharbeiten. Der Filmfanatiker setzt sich aber durch und so wird das Projekt in der verarmten Region auch zu einem persönlichen Wendepunkt in seinem Leben, der ihn für immer prägt.

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Ein Mann mit vielen Problemen

Regisseur Salvador Simó inszeniert dieses faszinierende Kapitel der Filmgeschichte unter Anlehnung an die gleichnamige Graphic Novel von Fermín Solís als ungewöhnlichen Animationsfilm, in dem auch echtes Filmmaterial vom damaligen Dreh integriert wurde.  Außerdem ist Buñuels Kindheit ein wichtiges Thema. So erleben wir, wie er bereits in frühester Jugend die Liebe zur theatralischen Inszenierung entdeckt, weil er mit Hilfe einer Laterna Magica eine Vorstellung für seine Altersgenossen gibt, und die Kinder durch vergrößerte Schattenrisse von Insekten verschreckt. Buñuel erscheint als schwieriger Charakter, der ständig von Alpträumen geplagt wird, in denen es entsprechend chaotisch zugeht. Zugleich fühlt er sich in einem permanenten Wettkampf mit Salvador Dali verwickelt und will unbedingt beweisen, dass nur er der einzig wahre Surrealist ist. Obendrein leidet er unter einem Profilierungsdrang: er hat immer den Eindruck sich gegen seinen bereits verstorbenen Vater durchsetzen zu müssen, von dem er sich nicht anerkannt fühlte. So ein Vaterkomplex kann aber auch ganz hilfreich sein, denn womöglich haben wir es ihm zu verdanken, dass Buñuel zu einem der wichtigsten Regisseure des 20. Jahrhunderts geworden ist.   

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