"Army of the Dead": Zack Snyders abgefahrenes Zombie-Comeback

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Zack Snyder kehrt für Netflix zu seinen künstlerischen Anfängen zurück und bereichert das Zombie-Genre um neue Ideen.

Na klar, von Zombies versteht er etwas: Immerhin war Zack Snyders Regie-Debüt das großartige Remake von Romeros Zombie-Klassiker "Dawn of the Dead". Nach einem langjährigen Aufenthalt bei den DC-SuperheldInnen kehrt er nun für Netflix zu seinen Anfängen zurück. Aber kann er uns in diesem Genre wirklich noch Neues bieten?

Die superschnellen Zombies, von denen Romero nichts wissen wollte, wurden ja bereits damals von Snyder eingeführt, und wenn uns nun ein anderer Schauplatz erwartet, könnte man meinen, das Kaufhaus aus "Dawn of the Dead" sei eben einfach gegen eine ganze Stadt – die Glitzerwelt von Las Vegas – ausgetauscht worden.  Obendrein konzentriert sich die Handlung auch jetzt im Grunde auf ein einziges Gebäude, in dem Einarmige Banditen stehen, weil es kein Shopping-, sondern ein Glücksspiel-Center ist.

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Neues Leben für den Zombie-Film

Damit sind die Parallelen aber auch schon erschöpft und "Army of the Dead" nimmt eigenständige Fahrt auf. Zack Snyders Zombie-Götterdämmerung verpasst dem Genre nämlich neues Leben und strotzt nur so vor verrückten, unheimlichen, subversiven und abgefahrenen Ideen.

Wenn da ein bunt zusammengewürfelter Söldnertrupp im Auftrag eines undurchschaubaren, aber zweifellos nicht sehr vertrauenswürdigen Millionärs in die von Zombies eingenommene Glücksspiel-Metropole vordringt, um dort einen Tresor mit Millionen-Inhalt leer zu räumen, ist für diese scheinbar unmögliche Mission viel Zeit vonnöten.

Der Film dauert fast 150 Minuten und das richtige Abenteuer beginnt erst nach einer knappen Stunde – dann geht es aber auch richtig zur Sache, und nicht nur die Waffen der Söldner bleiben auf Dauerfeuer gestellt.

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Zombie-Hierarchie

Zombie-Vater Romero hat in seinen letzten Werken ja selbst noch angedeutet, dass die Untoten nicht immer tumbe Toren bleiben müssen, sondern Köpfchen entwickeln können. Dieses Motiv greift Snyders neues Zombie-Epos auf und führt die Idee eindrucksvoll weiter aus.

Es gibt nämlich Klassenunterschiede: einer großen Zombie-Schicht, die sich nach wie vor aus hirnlosen Menschenfleisch-Fressern zusammensetzt, steht eine A-Kategorie gegenüber.  Alpha-Zombies somit, deren Anführer sich für den Zeus von Las Vegas hält und daher auch – mit einer reichlich morbiden Königin an seiner Seite – in einem Gebäude namens "Olympus" residiert.

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Corona- vs. Zombie-Virus

Nicht zu vergessen ein weiterer wichtiger Sub-Text, der das Zombie-Thema anreichert: Immerhin haben wir gerade eine Pandemie durchlebt, und Snyder zeigt uns, dass es vom Corona- zum Zombie-Virus womöglich nur ein kleiner Schritt ist.

Die Angst vor der Infizierung führt jedenfalls zu bösen Nebeneffekten: Es gibt ein Quarantäne-Lager, in dem Menschen unter unwürdigsten Bedingungen zusammengepfercht wurden, die Messung der Körpertemperatur ist allgegenwärtig – bloß wird hier nicht Fieber, sondern Unter-Temperatur als Alarmsignal gewertet –, und die paramilitärischen Wachposten können ihre Macht jederzeit missbrauchen. Solche gefährlichen Entwicklungen in Not-Zeiten sollten uns nachdenklich stimmen.

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Elvis- und Tiger-Zombies

Bei allen kritischen Tönen will der Film aber vor allem unterhalten – und tut das auch entsprechend splatterreich. Das Gemetzel wird immer mit dem passenden Soundtrack untermalt und gleich zu Beginn gibt es einen Zombie-Elvis. Es kann auch schon mal eine Zombie-Hand in der Mikrowelle landen, und für Tierschützer zweifellos am schwersten zu ertragen ist ein zombifizierter Tiger mit leerer Augenhöhle und räudigem Fell, durch das sich die Rippen bohren.

Früher hat er einmal dem Zauber-Duo Siegfried und Roy gehört, nun verteidigt er sein Revier gegen lebendige Eindringlinge, und befindet sich in bester Gesellschaft, denn auch die Alpha-Zombies gleichen hochgefährlichen Raubtieren. Und wenn der Tiger dann mal wirklich zubeißt, lässt sich die heftige Szene zugleich als Hommage an DiCaprios Bären-Attacke aus "The Revenant" verstehen.

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Von Bautista zu Schweighöfer

Dave Bautista macht seine Sache in der Hauptrolle ausgezeichnet: Als menschlicher Koloss und Zombie-Vernichter kann er auch Herz zeigen, wenn es um seine Tochter geht. Die will zwar nichts mehr von ihm wissen, schließt sich der Höllenfahrts-Mission aus bestimmten Gründen aber trotzdem an.

Von der übrigen Besetzung ist als besonders skurril Matthias Schweighöfer hervorzuheben. Unter dem Namen Dieter spielt er einen Geldschrankknacker der Superlative, dessen Nerven gern versagen –  er lässt schon mal einen schrillen Schrei los, wenn ihn Zombies attackieren. Außerdem ist er besonders schwer von Begriff, weil er nicht einmal über Basis-Wissen verfügt und keine Ahnung hat, wie man die lebenden Leichen töten soll (jedes Kind könnte ihm da weiterhelfen). Doch wenn er dann seinem Tresor-Riesen gegenübersteht, fällt er zu den Tönen von Wagners "Götterdämmerung" in Verzückung.

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Prequel in Sicht

Übrigens ist es Schweighöfer gewesen, der ein von Netflix in Auftrag gegebenes Prequel bereits inszeniert hat. In diesem "Army of Thieves" wird Dieters Vorgeschichte erzählt und wir begleiten ihn auf einem legendären Raubzug quer durch Europa. Untote werden sich dabei wohl eher keine blicken lassen, denn ansonsten hätte die Figur hier nicht so zombie-unerfahren sein dürfen.

Ob und wann "Army of the Dead 2" kommen wird, steht noch nicht fest. Snyder hat sich jedenfalls eine Fortsetzungs-Option offengehalten und es sieht ganz danach aus, als würde sich die Handlung eines möglichen Sequels dann nach New Mexico verlagern.

"Army of the Dead" ist ein cleverer Hybrid zwischen Untoten- und Heist-Movie, mit beuschelreißender Dauer-Action, bietet ein pandemisches Schreckens-Szenario und verfügt zudem über gesellschaftskritische Zwischentöne ganz in Romeros Tradition.

Wir geben 4 von 5 Zombie-Göttern.

"Army of the Dead" ist auf Netflix verfügbar.