"3 Body Problem": Lohnt sich die SciFi-Serie auf Netflix?
In unserer Rubrik "Lohnt sich das?" stellen wir euch einmal wöchentlich einen Streamingtitel (Film oder Serie), der in aller Munde ist, vor, nehmen ihn genauer unter die Lupe und stellen für euch die altbekannte Frage: "Lohnt sich das überhaupt?" Lohnt es sich, dafür Zeit zu investieren? Ein Abo abzuschließen? Oder ein Abo zu beenden?
Diesmal: (Staffel 1 von) "3 Body Problem" auf Netflix
Wer hat nicht schon vom berühmten Butterfly Effect gehört? Da schlägt ein Schmetterling auf der anderen Seite der Erde einmal mit seinen Flügeln und löst tausende Kilometer entfernt einen Tornado aus. Kleine Ursache mit größtmöglicher Wirkung, weil eben alles mit allem zusammenhängt und Kettenreaktionen bewirken kann.
In der neuen Netflix-Serie "3 Body Problem" kommt es hingegen über die Zeiten hinweg zu solchen fatalen Auswirkungen: Nachdem eine Frau im China der 1970er Jahre in einer extremen Situation eine schwerwiegende Entscheidung getroffen hat, steht Jahrzehnte später die Welt am Rande des Abgrunds. Bevor alles zu spät ist, versucht nun ein Team von genialen Wissenschaftler:innen in Zusammenarbeit mit einem unorthodoxen Ermittler herauszufinden, wie solche zerstörerischen Schwingungen durch Raum und Zeit zustande kommen konnten.
Bizarre Ereignisse häufen sich
Bereits der eindrucksvolle Vorspann führt uns vom Mikro- in den Makrokosmos. Richtig los geht es dann mit einem brutalen Schauprozess im maoistischen Peking des Jahres 1966, gefolgt von einem Zeitsprung in unsere unmittelbare Gegenwart, und auch dort erwartet uns nichts Gutes, sondern ein grausiger Suizid in London, ein Teilchenbeschleuniger in Oxford, der scheinbar unmögliche Ergebnisse liefert, was einen weiteren Selbstmord provoziert, und ein leuchtender Countdown, der sich plötzlich in der Luft manifestiert. Ein bizarres Ereignis folgt dem anderen und die Geheimnisse wollen gar kein Ende nehmen.
Netflix als Ort des Mysteriösen
Daher ist diese wilde Story auch bei Netflix bestens aufgehoben, denn dort stehen in regelmäßigen Zeitabständen die Naturgesetze auf dem Kopf: Man denke nur an Serien wie "Dark" und - ganz aktuell - "Das Signal"; oder an jene Leiche, die über 150 Jahre hinweg immer wieder am selben Ort des Verbrechens aufgetaucht ist, wie man im Vorjahr dank "Bodies" mitverfolgen konnte. Ganz zu schweigen vom sowieso unüberbietbaren "Black Mirror" - und tatsächlich wirkt "3 Body Problem" wie eine ins Gigantische angewachsene Folge dieser britischen Anthologie-Serie.
Sensationelle Massenszenen und gigantische Probleme
Noch dazu ist eines der wichtigsten Handlungselemente ein extrem realistisches VR-Spiel, in dem es um die Rettung von verschiedenen Zivilisationen geht. Gerade diese Szenen haben auch die eindrucksvollsten Bilder zu bieten, wenn immer wieder neue Apokalypsen losbrechen oder sich einmal eine riesige Menschenmenge in ein Computersystem aus Fleisch und Blut verwandelt. Als in der Realwelt dann ein ganzes Schiff auf noch nie dagewesene Weise gestoppt wird, kommt man aus dem mit Grauen vermischten Staunen erst recht nicht heraus.
Was uns hier eigentlich für ein Geheimnis erwartet, wird zwar schon in Folge 3 so ziemlich gelüftet, doch mit der Spannung ist es trotzdem noch lange nicht vorbei - vor allem, weil die Serie keineswegs davor zurückschreckt, die eine oder andere Hauptfigur einfach mittendrin sterben zu lassen. Und sobald ein Problem gelöst zu schein scheint, tut sich gleich ein noch viel größeres auf.
Das Märchen "Rotkäppchen" ist gefährlich
Obendrein werden recht philosophische Fragen über die Natur des Bösen und die Selbstbestimmung des Menschen angesprochen, aber auch religiöse Themen spielen hinein, da eine Art Sekte von Zukunftsgläubigen auftritt, die eine Wesenheit namens "My Lord" verehrt.
Als besonders schräge Idee lässt sich der Umstand empfinden, dass hier Jonathan Pryce Grimms Märchen vorliest, um so einem unsichtbaren Gegenüber unsere Welt und das Wesen der Menschen zu erklären. Ausgerechnet "Rotkäppchen" erweist sich dann als Stolpersein, weil da die Frage des Lügens aufgeworfen wird und zum Misstrauen Anlass gibt.
Ein Marvel-Star, ein tolles Team und ein enormes Budget
Besonders erfreulich ist auch, dass Benedict Wong nicht schon wieder als Siedekick von Doctor Strange auftreten muss, sondern endlich eine große Serienhauptrolle erhält, bei der er seinen trockenen Humor voll ausspielen kann; aber auch Liam Cunningham als sein knurriger Vorgesetzter ist sehenswert. Die relativ unbekannten Marlo Kelly und Jess Hong sowie Jovan Adepo ("Mother!", "Babylon – Rausch der Ekstase"), Alex Sharp ("The Trial oft he Chicago 7") und John Bradley ("Moonfall") komplettieren das starke Ensemble.
Aber auch hinter der Kamera hat die Serie ein tolles Team zu bieten: Zu den Showrunnern gehören zum Beispiel David Benioff und D.B. Weiss, die bereits an "Game of Thrones“ beteiligt waren, Produzentin Bernadette Caulfield sammelte hingegen schon bei "Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI" Erfahrungen, und als weitere ausführende Produzent:innen wurden Stars wie Brad Pitt und Rosamunde Pike aktiv. Wie enorm der Aufwand war, erkennt man auch daran, dass jede Folge 20 Millionen Dollar kostete, was "3 Body Problem " zugleich zu einer der teuersten Serien aller Zeiten macht.
Berühmte Roman-Trilogie aus China
Mit "3 Body Problem" erwartet uns somit ein ebenso spektakulär inszenierter wie klug ersonnener SciFi-Thriller, der uns zum Mitfiebern und Nachdenken bringt, was auch kein Wunder ist, denn immerhin basiert die Serie auf der sogenannten "Trisolaris-Trilogie" des gefeierten chinesischen Autors Liu Cixin, der es in Sachen Erfindungskraft mit Meistern dieses Faches wie Isaac Asimov oder Robert A. Heinlein ohne weiteres aufnehmen kann. Die Vorfreude auf eine von Netflix bereits in Auftrag gegebene zweite Staffel ist daher groß.
5 von 5 Sternen (aus welcher Galaxie auch immer)
Für Fans von: "Black Mirror", "Bodies", "Akte X", "Das Signal", "Dark"