"Fifty Shades of Grey - Befreite Lust": Vorgetäuschter Höhepunkt
Natürlich kann man sich immer auf das Prinzip 'Sex sells' berufen, aber das hier ist auch beim dritten Anlauf der reinste Ramschverkauf geblieben. Die Verantwortlichen für diesen Film haben nichts dazugelernt und sind noch immer nicht in der Lage, etwas halbwegs Überzeugendes aus diesem Stoff zu machen - was bei DER Buchvorlage aber auch kein Wunder ist.
Filmsünden-Register
Statt einem erotischen Psychodrama und einer Amour Fou zwischen zwei vielschichtigen Charakteren, gibt es bloß unglaubwürdige und völlig flache Figuren, die nicht fähig sind, sich weiterzuentwickeln. Hinzu kommt das Versagen des Regisseurs beim Aufbau eines Spannungsbogens: durch die ungeschickte Inszenierung werden Ansätze zur Dramatik oft gleich wieder zunichte gemacht. (Vielleicht hängt das ja auch damit zusammen, dass Regisseur Foley weiß- und nicht grauhaarig ist). Die vielberufenen Sex-Szenen laufen hingegen so stereotyp und keimfrei wie möglich ab - alle uninspirierten Nummern, die Anastasia und Mr. Grey im 10-Minuten-Takt schieben, dienen nur als Vorwand, um die nächste Nummer des Soundtracks unterzubringen. Das hat mit echtem SM wohl ungefähr so viel zu tun, wie ein Indianerkrapfen mit amerikanischen Ureinwohnern (verzeihung, wir befinden uns gerade mitten im Fasching). Kurz gesagt: Wer sich durch diesen Film in Erregung versetzen lässt, bekommt vermutlich auch bei "König der Löwen" einen Orgasmus.
Ein Möchtegern-Psycho
Die Handlungsführung lässt eine kriminelle Zuspitzung in diesem Finale erwarten, aber das ist bloß ein vorgetäuschter Höhepunkt. Jemand, den wir bereitsaus dem ersten Teil kennen, darf sich für kurze Momente wie ein Möchtegern-Psychopath benehmen und seine Taten werden auch noch durch eine weithergeholte Gemeinsamkeit mit Mr. Grey begründet. Kim Basinger tritt dagegen nicht mehr in Erscheinung, weil sie vielleicht inzwischen ihr Mitwirkenan Teil 2aufrichtig bereut hat.
Highlights des Ehelebens
Die eigentliche Frage bleibt jedoch: welche Besonderheiten hat das neue Eheleben so zu bieten? Mrs. Grey wundert sich ernsthaft darüber, dass ihr milliardenschwerer Mann einen Privatjet besitzt; Mr. Grey spielt Klavier und singt; Mrs. Grey schlüpft in ein paar sündteure Klamotten und auch wieder heraus; Mr. Grey weint; Mrs. Grey gibt überraschenderweise zwei oder drei schlagfertige Bemerkungen von sich; Mr. Grey ist betrunken; Mrs. Gray lässt bei einem sinnenden Blick auf ihren Mann die Best of-Momente der früheren Filme vor ihrem inneren Auge (und auf der Kinoleinwand) vorüberziehen - und dann wäre da auch noch das Nachwuchsproblem zu klären.
Wie es mit den beiden weitergeht, sehen wir ganz am Schluss durch einen kurzen Zeitsprung in die nahe Zukunft. Aber eigentlich ist mir das völlig egal. Sie können sich gerne pausenlos mit der Peitsche kitzeln oder ihren Christbaum mit Liebeskugeln schmücken. - Hauptsache, sie lassen uns fortan in Ruhe.
Zuletzt will ich aber nicht verschweigen, dass diese Trilogie auch mir als Kritiker zumindest eine gewisse Befriedigung verschafft hat: sie weckt die Lust am Lästern.
6 von 50 lasterhaften Grauschattierungen