. Fünf Tage lang praktisch ohne Schlaf, von Alkohol und Drogen wachgehalten und verbunden durch eine einzige sagenhafte never-ending Jam-Session zeigt der Film Janis Joplin, The Grateful Dead, The Band, Delaney&Bonnie und andere große Musiklegenden jener Tage. Über 30 Jahre war das legendäre Filmmaterial unter Verschluss, bis es jetzt als strahlender Meteor auf unseren Leinwänden aufleuchtet. Man stelle sich vor, einige Dutzend der besten Musiker der Nation in einen Zug zu verfrachten und fünf Tage lang quer durch Kanada zu schicken. Genau das taten die emporstrebenden Veranstalter Ken Walker und Thor Eaton im Jahr 1970. Unter dem Titel «Festival Express» präsentierte die Multi-City-Tour Janis Joplin, The Band, The Grateful Dead, Buddy Guy und andere mit der Idee, in den diversen Städten Konzerte und unterwegs Jam-Sessions zu veranstalten. Dieses extravagante Unternehmen wurde gefilmt, doch die Veröffentlichung aufgrund rechtlicher Probleme verhindert: Das Filmmaterial lagerte für 30 Jahre im Canadian National Film Archive und kann jetzt schließlich doch gesehen werden. Die Tour hat niemanden reich gemacht, aber Popgeschichte geschrieben als sozial und musikalisch einzigartiges Experiment. Hervorragende Bühnenauftritte (wie Joplins «Tell Mama») werden mit Jam-Sessions im Zug montiert, und zeitgenössische Interviews mit Konzertbesuchern vermitteln die Aufbruchstimmung der 1970er Jahre. Festival Express ist eine freudig-stürmische (Zug-)Fahrt. Oder, um es mit den Worten von Blues-Gitarrist Buddy Guy auf den Punkt zu bringen: «So was erlebt man nur einmal im Leben.» (Kurt Wolff)
(Text: Viennale 2004)
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