Nachdem er für ein Verbrechen, das er nicht verübt hatte, in Haft sitzen musste, wird Luciano aus dem Gefängnis entlassen. Dank seines neureichen Bruders findet er eine Stelle im Dienst von Alfreda, einer wohlhabenden Dame, die in einem luxuriösen Haus lebt und immer wieder den Wunsch äußert, eines Tages die Heilige Maria erblicken zu wollen. So wird ihr Wunsch langsam zur Wahnvorstellung und gefährdet sogar ihre Gesundheit. Um das Wohl Alfredas besorgt, macht sich Luciano Gedanken, ob es nicht sinnvoll wäre, ihr den frommen Wunsch durch eine ausgeklügelte Inszenierung zu erfüllen. Manoel de Oliveira ist es gelungen, die elegante, gelehrte und gleichzeitig bissige Prosa der portugiesischen Roman-Autorin Agustina Bessa-Luís mit seiner eigenen spezifischen Inszenierung in Einklang zu bringen. Nach Vale Abraão und O principio da incertenza vereinigen de Oliveira und Bessa-Luís erneut ihre Kräfte: Überzeugend zeichnen sie die strenge, steife Welt der portugiesischen Provinz. Hinter der rustikal bürgerlichen Dekoration, der Scheingelassenheit und der raffinierten Schönheit der Sprache tummeln sich Zweifel, Verachtung und Grausamkeit. So ist der Raum frei für heilige und fantastische Erscheinungen. Doch jenseits der erdrückenden Atmosphäre, die durch den vernichtenden Erzählton noch stärker unterstrichen wird, ist jede Sekunde des Films eine Hymne an die Schönheit, und so manche Sequenz drängt zum Absoluten: Mal taucht Leonor Silveira mit einem Pfau an ihrer Seite aus einem Schwimmbad, mal reflektiert ein Spiegel Ansichten eines farbig restaurierten Venedig. (Julien Welter)
(Text: Viennale 2005)
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