En rachâchant
Film

En rachâchant

F , 1982

En rachâchant
Min. 7
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Das Kind Ernesto hat genug von der Schule. Er will nicht mehr lernen, denn in der Schule lernt man nur, was man nicht weiß. Und er wird später ohnehin alles mitkriegen, wie er sagt. In-evi-table-ment. Un-ver-meid-lich. Der Film nach einem Text von Marguerite Duras beweist mit seiner Musikalität, seinem Humor und seiner Inszenierung, dass es für die Straubs keine Haupt- und Nebenwerke gibt, keine großen und kleinen Filme. Und En rachâchant ist ein großartiger Film. De-fini-tiv. Wenn man früher einmal ins Kino ging, bedeutete es, daß man zwei Filme zu sehen bekam, einen langen und einen kurzen. Wenn man früher einmal aus dem Kino kam, dann sagte man mit leuchtenden Augen: «Das war ein schönes Programm!» Ist diese Zeit vorbei? Nicht ganz. Das Publikum, das sich angesichts der Abenteuer von Pauline à la plage (Rohmer, 35.908 verkaufte Karten in der ersten Woche) vor Lachen den Bauch hält, hat auch gleich Gelegenheit, über En rachâchant (Straub und Huillet, 35.908 verkaufte Karten in der ersten Woche) zu lachen. Diese exzellente, sieben Minuten und ein paar Sekunden lange Diagonale-Produktion ist ein idealer Vorfilm. Zuerst einmal, weil sie beweist, daß die Straubs Humor haben. Dann, weil zwischen den Filmen eine Verwandtschaft besteht: ihre witzige Sichtweise des Themas Erziehung und eine klare Inszenierung, die nicht an jenem Übel krankt, von dem das französische Kino allzu stark befallen ist: Zellulitis. En rachâchant ist zunächst ein Text von Marguerite Duras. Die Straubs liebten ihn und, weil sie ihn liebten, verfilmten sie ihn. Angesichts des vollendeten Films konnte die Duras nicht umhin, ihn ihres Textes würdig zu befinden. Die Duras ist folglich sympathisch. In Schwarzweiß (die Kamera führt Henri Alekan, und dementsprechend großartig ist das Bild), in einer Küche, dann in einem leeren Klassenzimmer: eine Handvoll Schauspieler und ein widerspenstiger Junge. «Der kleine Ernesto», so heißt er, erklärt, daß er nicht mehr in die Schule gehen wird, aus dem guten Grund, daß man dort das lernt, was man nicht weiß. Und wie wird der kleine Ernesto das lernen, was er nicht weiß (fragt drohend eine verknöcherte Pädagogin)? Un-ver-meid-lich, antwortet das Kind, das, nachdem es seiner Mutter einen unbeschreiblich zärtlichen Blick zugeworfen hat, die Tür hinter sich zuknallt und die Erwachsenen in ihrer Verwirrung sitzen läßt. ... (Serge Daney)

(Text: Viennale 2004)

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