EINFALLSLOSER RADAU

Michael Bay macht weiter wie gehabt und treibt es sogar noch klotziger, indem er verbissen den virtuell-visuellen Overkill zelebriert. Dabei kennt er keine Gnade, weder in Bezug auf Filmlänge noch auf Zerstörungspotential: In 165 Minuten legt er nicht nur etliche amerikanische Schauplätze in Schutt und Asche, sondern lässt auch noch große Teile von Hong Kong zertrümmern und erreicht somit ein Schadensausmaß, bei dem ihn nicht einmal Godzilla (geschweige denn ein anderer zeitgenössischer Regisseur) einholen könnte.

Dieser Rekord sei ihm gegönnt – auf irgendetwas muss ja Mr. Bay auch stolz sein können. Die Kunst der Regieführung wird ihm jedenfalls niemand zubilligen. Vor lauter Effekthascherei bleibt alles, was einen guten Film ausmacht, auf der Strecke. Der Anblick von Fan-Scharen hat Bay angeblich dazu gebracht, das für ihn bereits abgeschlossene Transformer-Kapitel als Regisseur weiterzuführen und der kämpferischen Saga einen weiteren Teil in Form dieser völlig überflüssigen Fortsetzung anzuhängen. Hier wird alles, was ohnehin schon jeder zur Genüge kennt, noch einmal von vorne aufgewärmt – und gerade diese einfallslose Wiederholung des Immergleichen scheint für eine spezielle Zielgruppe wohl den besonderen Reiz auszumachen.

Bombastische Explosionen und hektische Daueraction können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bildsprache so dürftig wie gehabt bleibt: um eine romantische Szene auszuleuchten steht Bay z.B. nur eine einzige Idee zur Verfügung - die Figuren fallen einander vor der untergehenden Sonne in die Arme. Der Wiederholungszwang wirkt sich auch aufs Casting aus: obwohl im vierten Teil lauter neue Charaktere auftreten, wurden die Protagonisten offenbar nach ein und demselben Schnittbogenmuster ausgewählt. Das Teenager-Mädchen mit den ewig langen Beinen in Hotpants und dem Schmollmündchen heißt diesmal halt Nicola Peltz und löst somit Megan Fox bzw. deren Ersatzfrau Rosie Huntington-Whiteley ab. Die komödiantisch angelegte Rolle ist hingegen von John Turturro auf Stanley Tucci übergegangen. Man könnte praktisch für jeden beliebigen Part eine ähnlich vergleichende Gegenüberstellung bieten, um zu zeigen, wie sehr nach bewährtem Rezept verfahren wird. Das einzig Neue ist eine ältere Hauptfigur in Gestalt von Marc Wahlberg, den Michael Bay gleich von seinem letzten Film „Pain & Gain“ mitgenommen hat.

In „Transformers: Ära des Untergangs“ ist zwar ständig etwas los, aber der große Radau kann das größere Manko nicht übertönen: dieses Werk hätte sich einen Sonderpreis für Einfallslosigkeit verdient. Solange sich Michael Bay wie ein Mann benimmt, der zu viel Zeit und Geld bei seiner Arbeit zur Verfügung hat, kann das ja auch nichts werden. Man sollte ihm endlich das Budget kürzen – vielleicht motiviert ihn das zu besseren Filmen. Wir gehen mit gutem Beispiel voran und kürzen schon mal die Bewertungspunkte von 10 möglichen auf 4 tatsächliche.