EIN VERLIEBTES BLUTEGELCHEN
Graf Dracula säuft schon längst kein Menschenblut mehr. Viel zu fett. Stattdessen gibts Bio-Naturblut oder Blut Light. Bei ihm im Wellness-Hotel für Monster. Dort können Frankenstein und seine Braut, Werwölfe, Mumien und sonstige Stars gängiger Monster-Movies mal unter sich sein und in Ruhe ausspannen. Im Hotel Transsilvanien.
Dort geht es in dieser Zeichentrick-Komödie ziemlich witzig-spritzig zu. Graf Dracula entpuppt sich als Alleinerzieher und Menschenhasser, der seiner einzigen Tochter Mavis nur eines mit auf den Fledermausweg geben möchte: sich ja vor den Warmblütlern zu hüten und stattdessen immer nur bei ihm zu Hause im Hotel zu bleiben. Anlässlich ihres 118. Geburtstags schmeißt Dracula eine Party und fällt beinahe in Ohnmacht, als sich versehentlich ein jugendlicher Rucksack-Tourist in sein Gemäuer verirrt.
Dracula als hysterisch-verliebter Vater einer pubertierenden Goth-Teenagerin ("Mein Blutegelchen!", "Mein Sargnägelchen!") ist bereits ziemlich lustig. Doch auch die Hotelbelegschaft liefert beste Halloween-Unterhaltung in 3-D. Regisseur Genndy Tartakovsky beweist Witz und Einfallsreichtum sowohl mit knackigen Dialog-Gefechten als auch im visuellen Detail. Kleine Hexen zischen auf ihren Besen als Zimmermädchen durchs Bild, dürre Skelette liefern seelenvolle Mariachi-Musik und abgeschnittene Schrumpfköpfe hängen keifend als Türklopfer an der Zimmertür. Der Werwolf erweist sich als Erziehungsversager und Sklave seiner verzogenen Kinder, die Mumie läuft die Wände hoch und auch der unsichtbare Mann gilt als schwieriger Hotelgast.
Ungefähr ab der Hälfte allerdings schwenkt der frei flottierende Spaß dann leider in die konventionelleren Bahnen der Love-Story ein. Dass es im Leben nur die eine große Liebe gibt, kommt als Botschaft an die Monsterjugend ein wenig spießig daher. Allerdings liebt die kleine Draculina ja einen Menschen und nicht ihresgleichen. So gesehen ist es auch wieder eine schöne Toleranz-Botschaft.
KURIER-Wertung: **** von *****