EIN TEUFLISCHER PAKT

Johnny Depp ist schon in allerhand Charaktere geschlüpft, egal ob als Hunter S. Thompsons‘ Alter Ego, schurkischer Pirat, wirkungsreicher Drogenbaron oder exzentrischer Schokofabrikant. Doch keine seiner bisherigen Rollen übertrifft die Perfidität von Depps neuester Figur James „Whitey“ Bulger.

„Whitey“ ist ein gefährlich charismatischer Gangster im Süd-Boston der 70er und 80er Jahre. Im Schatten der italienischen Mafia hat Bulger vorerst nicht viel zu sagen, denn sein Revier erstreckt sich bloß über ein paar Bezirke im Süden, wohingegen Mafia-Boss Gennaro Angiulo vom Norden aus die ganze Stadt regiert.

Eine andere Schlüsselfigur dieser Zeit ist FBI-Agent John Connolly, der zusammen mit Whitey Bulger und dessen Bruder Billy – ein aufstrebender Politiker – in „Southie“ aufwuchs.

Dem FBI sind die Hände gebunden, denn obwohl man über unzählige Straftaten der Italien-Mafia Bescheid weiß, kommt es aufgrund mangelnder Beweise zu keinen Verhaftungen. Darum trifft Connolly die folgenschwere Entscheidung, sich an Whitey zu wenden, mit der Bitte, ein Bündnis mit ihm einzugehen. Information gegen Immunität sozusagen. Die Mafia wird aus dem Weg geräumt und Connolly befördert. Was zunächst für beide Parteien sehr erfolgsversprechend wirkt, wird – zumindest für Connolly – zum verhängnisvollen Bumerangeffekt: er entfacht ungewollt ein Lauffeuer der Verbrechen. Während Bulger und seine Entourage das zugewonnene Machtgebiet abstecken und dabei immer wieder gesetzliche Grenzen überschreiten, hat es der FBI-Mann schwerer und schwerer, seinen Informanten zu schützen.

Connolly, der Whitey idealisiert, ist befangen von der persönlichen Nähe zu ihm und im Glauben, das Richtige zu tun, wird er selbst zum Schwerverbrecher…

Eine falsche Nase und die desolaten Zähne ergeben den Feinschliff für Depps Verwandlung in James „Whitey“ Bulger und erneut wird ein inhaftierter Verbrecher damit beglückt, vom Schauspiel-Maestro dargestellt zu werden. Der Film weicht nicht davor zurück, die grausame Brutalität Bulgers in allen Facetten zu zeigen, allerdings bringt es Depp zugleich fertig, die charismatischen Persönlichkeitszüge des Gangster-Soziopathen so zu inszenieren, wie es vermutlich kein anderer geschafft hätte. Bulger wird durch Depp zum ultimativen Anti-Helden. Joel Edgerton als John Connolly kann sich in seiner Rolle ebenfalls sehen lassen, Benedict Cumberbatch‘ Auftritt als „Whiteys“ Bruder fiel jedoch etwas unauffälliger aus.

„Black Mass“ ist ein solider Krimi, der auf einer wahren Begebenheit basiert und an vielen Originalschauplätzen gedreht wurde.

Nach etlichen Jahren auf der Flucht tappte Whitey Bulger dem FBI 2011 endgültig in die Falle. Laut Trivia weigerte er sich, bei der Festnahme auf die Knie zu gehen, um seine weiße Hose nicht zu beschmutzen. Die weiße Weste ist jedenfalls mit Flecken übersät.

7,5 von 10 Punkten