EIN SCHEUER KÜNSTLER MIT GROSSEM KOPF

Hinter diesem Pappmachè-Kopf könnte ja wirklich jeder stecken! In Wirklichkeit verbirgt sich Michael Fassbender dahinter und leistet richtige Kopfarbeit, indem er den exzentrischen Frontmann einer extrem erfolglosen experimentellen Rockband mit dem unaussprechlichen Namen „Soronprfbs“ spielt. Dieser musikalische Genius ist so scheu, dass er seine überdimensionale Gesichtsmaske nicht einmal vor den anderen Bandmitgliedern jemals gelüftet hat. Erst nachdem der Kleinstadtjunge Jon (Domhnall Gleeson) als Ersatzkeyboarder zu der skurrilen Formation stößt, beginnen sich die Dinge langsam, aber mit dramatischen Konsequenzen, zu verändern. Jon, der sich selber für einen begnadeten Komponisten hält (was jedoch nur eine Wunschvorstellung ist), fühlt sich durch den geheimnisvollen Frank magisch angezogen und verhilft der Indie-Gruppe zu ungeahnter Publicity, weil er beharrlich mittwittert und Videos online stellt, als sich die „Soronprfbs“ für 18 Monate in die irische Waldeinsamkeit zurückziehen, um ein Album aufzunehmen.

Dieser Film verblüfft mit raschem Tonartwechsel – und das bezieht sich jetzt nicht nur auf den musikalischen Teil, sondern vor allem auf den Erzählrhythmus. Was im einen Moment als schriller Slapstick erscheint, kippt im nächsten in eine melancholische Gangart. „Frank“ ist eine berührend-feinsinnige Tragikomödie über eine fragile Künstlerpersönlichkeit und das Wunder der Kreativität. Zugleich stellt die Pappmachè-Maske auch eine Hommage an einen britischen Musiker und Komiker dar, der in den 80er Jahren die langlebige Kunstfigur Frank Sidebottom mit eben diesem Look erfand.

Ob sich Frank im Lauf der 94 Filmminuten jemals demaskieren wird, sei hier nicht verraten. Hingegen darf man ruhig ausplaudern, dass wir auch in der OV-Fassung ein paar Sätze in einer uns sehr vertrauten Sprache zu hören bekommen: Fassbenders halbdeutsche Wurzeln haben den Regisseur offenbar veranlasst, eine Szene mit deutschen Touristen einzubauen.

Der Film entlockt uns 8 von 10 wohlwollenden Kopftönen.