Ein Film, den man Schroeters Triumphschrei nennen könnte, einen ekstatischen und exzessiven Temperamentsausbruch nach Zeiten kaum beachteten Künstlerdaseins. Vor allem aber ist mit Eika Katappa Schroeter der lang ersehnte Ausbruch ins Mediterrane geglückt. Von Verona (1967) und Callas (1968) an wollte er, ein Arkadien mit der Seele suchend, hinaus aus nördlich-germanischen Breiten. (...) Zwischen dem nibelungischen Xanten, zwischen Konnersreuth einerseits und der Engelsburg, Neapel, Capri andererseits sucht er sich in Eika Katappa seine Schauplätze. Obwohl der Tod in diesem Film als Drohung und Drama in allen seinen Formen gegenwärtig ist, erscheint er doch unter südlichen Himmeln weniger ernst, dafür theatralischer: Das Kreuz des Südens ist allemal leichter zu (er)tragen als das des Nordens. Eika Katappa, eine Art Pandämonium christlich-abendländischer Kultur, lässt sich vom Norden willig nach dem Süden treiben und findet dort immerhin eine Art vorläufigen Ziels. (...) Der Titel kann, aus verballhorntem Griechisch, mit «Verstreute Bilder» übersetzt werden, Schroeter inszeniert klar voneinander trennbare Szenen aus Religions-, Mythen- und Opern-Ikonografie zum Text oder Musik-Text, oder jeweils auch asynchron. Während in den vorherigen Arbeiten die Vagheit möglicher oder geforderter Anspielungen immer noch den Rückzug des Interpreten auf seine Zitatkenntnis, seine assoziative Fantasie oder auf Etiketten wie «theatralisches Kaleidoskop» zuließ, ist er jetzt durch Musik- und Bildinhalte auf diese selbst verwiesen - so willkürlich sie auch immer zueinander montiert scheinen. Schroeter benennt hier Quellen, lässt nicht mehr nur Mutmaßungen raunen. (Sebastian Feldmann, «Werner Schroeter», Hanser 1978) Wir erfahren Schroeter, den humanen Realisten, über den Stil. Die Form seiner Filme ist es, die einen neuen Inhalt schafft. Man würde eine Dimension unterschlagen, wenn man jetzt das Wort «Montage» hinschreiben würde. Gewiss, Musik der verschiedensten Art, Text der verschiedensten Art, Geschichten der verschiedensten Art sind zusammenmontiert. Das Nebeneinander gibt jedoch noch nichts her, am wenigsten Sinn. Magdalena Montezuma als Therese von Konnersreuth, Aida, Tosca, Rigoletto in Eika Katappa? Und wiederum Hölderlin und Nietzsche neben Texten aus dem Müll? Sinn gibt allenfalls das System der Demontage. Die Rückführung aller Realitätspartikel auf ihren mimetisch-gestischen Wert. Das Arragement eines neuen - emotionalen - Zusammenhangs. (Dietrich Kuhlbrodt)
(Text: Viennale 2008)
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Details
- Regie
- Werner Schroeter
- Kamera
- Werner Schroeter, Robert van Ackeren (Violetta, Teil acht)
- Author
- Werner Schroeter
- Musik
- Beethoven, Bellini, Bizet, Mozart, Penderecki, Puccini, Strauss, Verdi; Schlagermusik