Die Insel Haleakaloha ist auf den ersten Blick ein Paradies, weit ab vom Rest der Welt, so jedenfalls erscheint sie dem Schiffsflüchtling, der dort strandet: Lee Marvin, Zigarren rauchend und saufend, trifft auf den wortkargen Barbesitzer John Wayne - beide sind Veteranen des Zweiten Weltkriegs. Donovans Reef ist ein gelassener Film in langsamem, unaufgeregtem Rhythmus. Kein Höhepunkt, sondern vielmehr eine Handvoll gemächlicher Sequenzen. Es ist wahr, daß Ford den Film ohne finanzielle und narrative Zwänge realisieren konnte. Das macht den besonderen Charme von Donovans Reef aus, weil man ahnt, daß man hier über Umwege Zugang zum Innersten des Meisters gewährt bekommt. Der Film mutet fast schon wie eine Beichte an, so viel scheint Ford von sich auf der Leinwand preiszugeben. Die Figur des Arztes, der die gute Gesellschaft von Boston verlassen hat, um sich auf dieser paradiesischen Insel im Pazifik nur noch um das Glück und die Gesundheit seiner kleinen Gemeinde zu kümmern, ist eine Art kaum verhohlenes Selbstporträt. Man könnte Ford jedoch auch in der Figur von Donovan alias John Wayne wiederfinden oder in jener von Lee Marvin, den unverbesserlichen Streithähnen, oder, warum auch nicht, in der des Konsuls (Cesar Romero), dieses etwas faulen, etwas verlogenen, aber letztendlich doch sympathischen Lebemanns. Donovans Reef ist wie ein Familienfilm, den man während der Ferien gedreht hat, um sich zu amüsieren und Augen- blicke festzuhalten, und den man sich später mit Freude und leiser Wehmut wieder ansehen wird. Die elegante Melancholie zusammen mit einer bezaubernden Darstellung des friedlichen Zusammenlebens verschiedener Ethnien machen diesen kleinen utopischen und testamentarischen Film wertvoll. (Thierry Jousse)
(Text: Viennale 2004)
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