Während des gesamten dreieinhalbstündigen Films schneidet Frederick Wiseman zwischen Begegnungen und Episoden immer wieder auf die rauhe Stadtlandschaft von Tampa, Florida, zeigt Striplokale und Autobahnen, während die Stadt vom Tag zur Nacht übergeht. Das erinnert uns permanent daran, dass dieser Ort, diese ästhetische Brutalität mitten in der amerikanischen Landschaft mit der emotionalen Brutalität korreliert, mit der man sich in «The Spring», einem Sozialzentrum für misshandelte Frauen und ihre Familien, auseinanderzusetzen hat.Wie jeder gute Wiseman-Film ist auch Domestic Violence dicht vollgepackt mit unvergesslichen Bildern und Vignetten: von einem Meeting von Beratern, die versuchen, sich durch das Dickicht der verzweigten Emotionen innerhalb einer kürzlich aufgenommenen Familie einen Weg zu bahnen; von einer Gruppe sehr properer alter Damen, die auf einer Besuchstour durch das Zentrum geführt werden und aufseufzen, als ihnen die Statistiken über häusliche Gewalt präsentiert werden; und, vielleicht am beeindruckendsten, von einer alten Frau, die vor kurzem in «The Spring» angekommen ist, um sich in ihre eigene schützende Welt zurückzuziehen.
Alle Details aber wären bedeutungslos ohne Wisemans unglaubliche Geduld und seine Fähigkeit als Geschichtenerzähler. Er nimmt sich so viel Zeit, wie er braucht (in diesem Fall eineinhalb Jahre), um sein Material in die richtige Form zu bringen. Fernsehkommentatoren und Populärpsychologen beziehen sich gerne auf den «Zyklus», dem häusliche Gewalt unterliegt, aber Wiseman ist der erste Künstler, der die Hartnäckigkeit hat, dieses dramatische Phänomen auseinanderzunehmen und uns einen Blick auf den traurigen Mechanismus zu erlauben, der ihm innewohnt. (Kent Jones)
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Details
- Regie
- Frederick Wiseman
- Kamera
- John Davey
- Verleih
- Zipporah Films