Die Story von Die fetten Jahre sind vorbe ist wie ein Puzzle der politischen Bewegungen seit den 1970er Jahren, der Baader-Meinhof-Gruppe, der Hausbesetzer und Autonomen und der Globalisierungsgegner dieser Tage. Weingartner findet ein neues Zeitgefühl, das aktionistischer und verspielter ist. Nach ein bisschen antikapitalistischem Spass gerät das Berliner WG-Trio Jan, Jule und Peter so richtig ins Schlamassel. Die unfreiwillige Entführung eines Industriellen endet im Beziehungschaos, und die Idee der Politik gerät mit der Politik der Gefühle auf gefährlichen Crash-Kurs. Weingartners Film setzt auf subtile Weise an jenem Punkt an, an dem sich die Anti-Globalisierungsbewegung momentan befindet: Sie hat Aufsehen erregt, ist eine politische Kraft geworden, aber tatsächlich ändern kann sie nichts. Das ist, wie nach dem Mai 1968, jene Wasserscheide, an dem sich die Frage nach der Legitimität und (Un-)Vermeidlichkeit von Gewalt stellt. Baader, Meinhof & Co. haben sie damals bejaht, Jan, Jule und Peter sind weil viel weniger politisiert in ihren Überlegungen noch nicht so weit. (Hans-Georg Rodek) Die Vorbilder von Die fetten Jahre sind vorbei reichen von Dominik Grafs Spieler über Fassbinders Die Dritte Generation bis zu Godards Außenseiterbande. Es geht um den Kampf gegen Ausbeutung und soziale Ungleichheit, aber es geht auch, wie immer bei Dreierkonstellationen, um die Frage, wer das Mädchen kriegt. Doch wo Godards und Fassbinders Rebellen zur Waffe greifen, ziehen sich Weingartners Weltverbesserer mit ihrem Opfer in eine Almhütte zurück, um erst einmal den Kopf frei zu bekommen, was natürlich nicht gelingt. Stattdessen erfahren die drei, dass auch der Entführte Hardenberg in Wahrheit ein linkes Herz hat. (Andreas Kilb)
(Text: Viennale 2004)
Altersempfehlung: ab 14
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Details
- Regie
- Hans Weingartner
- Kamera
- Matthias Schellenberg, Daniela Knapp
- Author
- Katharina Held, Hans Weingartner
- Musik
- Andreas Wodraschke
- Verleih
- Filmladen