In der Tradition eines Johann Nestroy zeigt Glawogger die Wienerinnen und Wiener als das, was sie sind: selbst im Widerstand autoritätshörig und unverbesserlich auf die Vergangenheit bezogen.
Den Bruch mit der Tradition markiert im Mikrokosmos eines Zinshauses der Tod. Als der alte Hausbesitzer stirbt und sein Neffe das Haus erbt, will der es sogleich versilbern. Seine Mittel sind archetypisch: mit offener Gewalt, sondern durch permanente Provokation sollen die Mieter aus ihren Wohnungen vertrieben werden. Und die wehren sich im Geheimen, ebenso wie sie ihre Individualität und Eigenheiten hinter den Wohnungstüren verstecken. Das offizielle Verhältnis zum Hausherren leidet naturgemäß nicht an den gegenseitigen Untergriffen. Gegen Ende ist das Haus ein Trümmerhaufen, die Hälfte der Mieter hat der Tod dahingeraft, und der Besitzer, dem das Haus längst nicht mehr gehört und der nicht einmal mehr heimlich bekämpft werden muß, verbrüdert sich mit dem Rest der Mieter im Wirtshaus. Es gibt keine Autoritäten mehr, und die, die noch unter den Lebenden weilen, schließen Waffenstillstand. Die Verstorbenen werden schon ihren Segen dazu geben, denn am gleichsten macht bekanntlich der Tod, und der ist auch ein Wiener.Filmladen Wien
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Details
- Schauspieler
- Robert Meyer, Bibiane Zeller, Nikolaus Paryla, Monika Tajmar
- Regie
- Michael Glawogge
- Kamera
- Jiri Stibr
- Author
- Michael Glawogger, Barbara Zuber
- Musik
- Marcus Davy