"Die unglaubliche Reise des Fakirs": Inhaltloser Städtetrip
Aja Patel (Dhanush) wuchs bei seiner alleinerziehenden Mutter in der indischen Millionenmetropole Mumbai auf. Seine Welt bestand aus dem Schulweg und dem Marktplatz in seiner Nachbarschaft. Nach dem Tod seiner Mutter beschließt er nach Paris zu reisen, um seinen leiblichen Vater zu suchen. In der französischen Hauptstadt lernt er in einem Möbelgeschäft die schöne Amerikanerin Marie (Erin Moriarty) kennen. Um sich noch näher kennenzulernen, verabreden sie sich am nächsten Tag unter dem Eifelturm, doch dazu kommt es nie. Aja übernachtet in einem Kasten des Möbelhauses, der ausgerechnet in dieser Nacht nach London exportiert wird. So beginnt die ungewöhnliche Reise des Fakirs, die ihn durch ganz Europa führt.
Culture-Clash
Die Komödie basiert auf dem gleichnamigen Bestseller Roman von Romain Puertolas. „Die unglaubliche Reise des Fakirs“ ist ein grotesker Film über die Suche nach Halt und Zugehörigkeit. Kein Klischee bleibt uns hier erspart. Indische Slums sind hier farbenfroh und mystisch und französische Künstlerinnen weltfremde Möchtegern-Lesben. Die französische Produktion gibt einem das Gefühl, in einem Bollywood Film zu sitzen. Dort gehören übertriebene Inszenierungen von emotionalen Momenten genauso zum Usus wie sinnbefreite Tanzeinlagen. Für europäische Produktionen, die sich eher durch ein realistisches Setting auszeichnen, sind solche Elemente neu. Es scheint so, als würde die oberflächliche Repräsentierung einer anderen Kultur nur dazu dienen, um europäische Städtetrips zu bewerben, denn mehr als schöne Bilder von touristischen Sehenswürdigkeiten hat dieser Film nicht zu bieten.
Männerfantasien
Die Figuren sind vollkommen weltfremd und unglaubwürdig. Der Fakir stolpert mit einer Naivität durch die Welt, die einen eher wütend als betroffen macht. Den absoluten Tiefpunkt erreicht die Geschichte jedoch in der vollkommen sinnbefreiten Liebesgeschichte. „Die unglaubliche Reise des Fakirs“ ist ein Paradebeispiel für dumme Frauenfiguren. Weibliche Rollen haben hier keine Bedürfnisse abseits ihrer Suche nach dem richtigen Mann. Ständig müssen sie über ihren Verehrten reden und werden dabei zu reinen Männerfantasien, die spätestens nach der „MeToo“-Debatte nichts mehr im Kino verloren haben sollten.
Kitsch
Die Actionkomödie gehört leider zu den enttäuschendsten Kinoerlebnissen des Jahres und dürfte es schwer haben, die 20 Millionen Euro Produktionsbudget wieder einzuspielen. Wer auf Bollywood und kitschige Melodramen steht, dürfte jedoch auf seine Kosten kommen.
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