DIE DROGE ZUM ERFOLG
Unglaublich, welche Möglichkeiten sich bieten, sobald wir die ungenutzten 75% unseres Gehirns aktivieren. Eddie Morra (Bradley Cooper), New Yorker Autor mit chronischer Schreibblockade, zeigt uns nach Einnahme einer neuen Wunderdroge mit dem unschönen Namen NZT, wies geht und wird dadurch zum begnadeten Blitzgneisser, der nicht nur seinen auf Eis gelegten Roman im Handumdrehen vollendet, sondern Fremdsprachen in wenigen Stunden lernt, komplizierte Gleichungen in Sekunden löst, ein enzyklopädisches Gedächtnis entwickelt, vor Charme nur so sprüht und an der Wall Street Millionen erwirtschaftet. Eine Kehrseite der Erfolgsgeschichte gibt es natürlich auch: unerwünschte Nebenwirkungen, die bis zum Tod führen können, und das Auftauchen mysteriöse Verfolger, denen alle Mittel recht sind, um an die gefragte Droge heranzukommen.
Dabei beginnt alles ganz altmodisch in Form einer jener klassisch rückwärts erzählten Geschichten: zu einem Zeitpunkt, als der Held nur noch einen Halbschritt vom Tod entfernt ist, klärt er uns in einer langen Rückblende freundlicherweise darüber auf, wie er vom Loser zum Wunderkind werden und überhaupt in diese Notlage geraten konnte.
Was nach dem Schlucken von NZT passiert, wird uns durch ein paar ansprechende Einfälle (wie z.B. eine 360-Grad-Perspektive) optische verdeutlicht und bis zum ziemlich abrupten Ende machen wir in fieberhaftem Tempo allerhand Wendungen mit: was als Geschichte eines wunderbaren Aufsteigerschicksals beginnt, droht in einem tiefen Absturz zu müden und man fragt sich gespannt, wie sich Eddie aus der ausweglosen Situation jemals wieder hinausmanövrieren wird. Nebenbei kommt auch der Humor nicht zu kurz und es macht Vergnügen, der drogenbedingten Umwandlung eines russischen Kredithais vom Prolo zum gepflegten Psychopathen beizuwohnen.
Die Stärke von Ohne Limit liegt in seinem absolut nicht abwegigen Plot: durch die smarte Pille werden keine Wunder vollbracht, sondern unsere bereits vorhandenen Fähigkeiten bloß übermäßig gesteigert. NZT hält die gleichermaßen beglückende wie erschreckende Verheißung einer totalen Datenverarbeitung bereit, da alles, was unser Gehirn jemals auch nur unterschwellig wahrgenommen hat, wieder abrufbar wird. Der perfekter Stoff für unser Informationszeitalter somit und zugleich eine moderne Faust-Version, bei der Mephisto in eine kleine durchsichtigen Tablette geschlüpft ist.
In einer wichtigen Nebenrolle tritt übrigens auch Robert de Niro auf, hat sich aber deutlich von jener großen Zeit entfernt, als er selber noch den Teufel in Person darstellen konnte, der seine Finger nach einem Angel Heart ausstreckte. In Gestalt eines extrem einflussreichen Finanzmoguls wirkt er leider eher wie eine Parodie seiner selbst, vor allem, wenn er pausenlos diesen typischen halb schuldbewussten halb schalkhaften Gesichtsausdruck durch eines seiner faunisch-schiefen Grinsen produziert.
Aber vielleicht ist das ja gerade die perfekte Voraussetzung fürs Mitwirken an einer wilden Geschichte mit manchmal verrückten Abschweifungen.