Jacques Derrida ist weltweit als der Vater der Dekonstruktion bekannt. Seine Antworten tragen oft weniger zur Klärung als zur Komplizierung von Sachverhalten bei. In seinem ersten Teil dekonstruiert der Film Derrida: Er zeichnet dessen Gedankenwelt, die die Kategorien und die Logik der klassischen Philosophie in Frage stellt, nach. Gleichzeitig stellt der Film sie in den Kontext von Derridas Leben und seiner Zeit. Er zeigt den großen Mann, wenn er über die Liebe spricht, die Gewalt, den Tod seiner Mutter, wenn er sich kämmt, isst oder mit feinem Witz Scherze macht. Derrida seinserseits dekonstruiert den Dokumentarfilm, indem er dessen Unfähigkeit beschwört, die Wahrheit festzuhalten. Nehmen wir an, erklärt er, der Philosoph trage normalerweise den ganzen Tag seinen Pyjama. Am Drehtag werde er dennoch seine Erscheinung konstruieren, dem Auftauchen der Kamera unterordnen. Auf seine Art nimmt er das Zitat von Agnès Varda auf, die aus jedem Dokumentarfilmer einen «Documenteur» [ein Wortspiel mit «menteur», Lügner] macht. Die Regisseure benützen nicht nur Auszüge aus seinen Vorträgen, Vorlesungen und Interviews; sie zeigen auch Derridas Reaktionen auf die Videoaufzeichnung eines Gesprächs und dann noch einmal seine Reaktion auf die Reaktion. Derrida ist deshalb nicht nur die Skizze einer Biografie, auch nicht eine verführerische Einführung in Derridas Denken, sondern vielmehr ein dichter und unbeschwerter Dialog, dessen Themen und Inszenierung die Theorien des Philosophen reflektieren. (Nicole Borgeat)
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Details
- Regie
- Kirby Dick, Amy Ziering Kofman
- Kamera
- Kirsten Johnson
- Musik
- Ryuichi Sakamoto