Der lachende Stern macht bekannt mit philippinischen Mythen, katholischen Ritualen und einer Dichtung voller sanfter Töne. Immer wieder wird der Blick gelenkt auf ein Symbol, das für Harmonie und Frieden steht: einen Stern aus dünnen Hölzern, der sich seinem Schöpfer, einem kleinen Jungen, störrisch widersetzt und erst am Ende des Films in harmonischer Form erscheint. Wie dieser Stern ist auch Schroeters Film voller Disharmonie und spiegelt so die philippinische Gegenwart wider, die ihm Beispiel ist für den Zustand der Gesellschaft in der Dritten Welt. Der lachende Stern erlaubt es dem Zuschauer nicht, sich gemächlich in seinem Kinosessel zurückzulehnen. Dazu ist er zu engagiert und in seiner Machart zu dynamisch. Schroeter erzählt die Geschichte eines Landes, das drei Jahrhunderte unter spanischer Herrschaft stand und seit Jahrzehnten dem Einfluss Amerikas unterliegt. Nicht chronologisch wird berichtet, sondern assoziativ mit Dokumentaraufnahmen, Spielfilmausschnitten, nachgestellten Dialogen, Interviews und Spielszenen - unterlegt ist alles mit Musik. Anlass für seinen kritischen Blick auf die Philippinen war das Internationale Filmfestival in Manila 1983, auf dem - aus dem Munde der First Lady und Initiatorin des Festivals, Imelda Marocs - viel von Humanität, Liebe und menschlichen Reserven die Rede war und das von einem Grußwort Ronald Reagans begleitet wurde. Deutlicher als auf diesem Festival konnte kaum zutage treten, wie weit die Vertreter der Macht sich von ihrem Volk entfernt haben: Es war nur durch folkloristische Tänzer und Tänzerinnen vertreten. Dass die Aufhebung der Filmzensur die Finanzierung des Festivals erst ermöglichte, spricht sicherlich für sich, der Kommentar des philippinischen Kardinals Jahne Sin jedoch entlarvt den schönen Schein des Festivals doppelt: «Uns hat man erzählt, das Geld sei für die Behinderten ... Ich glaube, es ist für das behinderte Internationale Filmfestival.» Der militärische, politische und kulturelle Einfluss Amerikas auf den Philippinen ist unverkennbar, da lassen Schroeters Bilder keinen Zweifel. Ob der Inselstaat eines Tages ganz verschluckt wird oder sich jedenfalls einen Teil seiner Eigenständigkeit bewahren kann, bleibt abzuwarten. (Krischan Koch, «Die Zeit», 1985)
(Text: Viennale 2008)
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Details
- Regie
- Werner Schroeter
- Kamera
- Werner Schroeter
- Author
- Werner Schroeter