Der britische Ghostwriter (Ewan McGregor) soll die Memoiren des früheren Premierministers Adam Lang (Pierce Brosnan) fertig stellen - die Chance seines Lebens, meint sein Agent. Der Verlag hat Lang eine hohe Millionengage für das Buch zugesagt und die Zeit drängt - für seinen "Ghost" verspricht das einen Karrieresprung und ein fürstliches Honorar. Doch von Anfang an steht das Projekt unter einem unguten Stern, nicht zuletzt weil der erste Autor, Langs langjähriger Berater, gerade bei einem tragischen Unfall starb. Der neue Ghostwriter wirft seine Bedenken schnell über Bord und reist auf die Atlantikinsel Martha's Vineyard, wohin sich der Ex-Premierminister mit seiner Frau Ruth (Olivia Williams) und einem kleinen Stab um seine attraktive Assistentin Amelia Bly (Kim Cattralbpzurückgezogen hat. Doch die Ruhe der Insel ist trügerisch: Langs Ferienhaus gleicht einem Hochsicherheitstrakt. Welches Geheimnis birgt das Buchmanuskript, das im Safe liegt und nicht das Haus verlassen darf? Schon ruft Langs Vergangenheit die Presse und aufgebrachte Demonstranten auf den Plan, die das Anwesen belagern.
Inmitten des Tumults macht der Ghostwriter eine Entdeckung, die den smarten Ex-Premier in ein ganz neues Licht rückt. Er stößt auf eine breit angelegte Verschwörung und befindet sich plötzlich in höchster Lebensgefahr.
KRITIK
Wenn dieser Ghostwriter nicht höllisch aufpasst, kann er selber zum Geist werden, so wie bereits sein Vorgänger im Bemühen, das Leben des britischen Ex-Premiers zwischen zwei Buchdeckel zu bringen.
Roman Polanskis erster zeitgenössische Krimi nach mehr als zwanzig Jahren
(und sein erster Film seit "Chinatown", der auf amerikanischem Boden spielt), ist ein im schönsten Sinne altmodischer Paranoia-Thriller, der trotzdem auf dem neusten Stand der Technik bleibt. Gerade die toten Dinge tragen hier alles zur Lösung des tödlichen Geheimnisses bei: sei es die seelenlose Stimme eines Autonavis, die dem neuen Ghostwriter verrät, wohin sein ertrunkener Berufskollege zuletzt gefahren ist, oder das Buchtyposkript selbst, das wirklich in letzter Minute noch eine - obzwar nicht gänzlich unerwartete - brisante Eröffnung bereit hält.
Dabei kommt Polanski ohne Zugeständnisse ans gängige Actionkino aus (höchstens eine kurze Autoverfolgungsjagd ist mal zwischendurch erlaubt), sondern erzeugt auf hinterhältig langsame Weise ein Gefühl von wachsender Bedrohung.
Als Vorlage diente der Roman "The Ghost" des britischen Bestsellerautors und Journalisten Robert Harris. Obwohl seine Figur des Ex-Premiers unschwer erkennbare Züge von Tony Blair trägt, betont Harris, dass ihn ganz allgemein das Phänomen eines Staatschefs, der seine Macht verliert, interessierte. Im Film erscheint die Figur des Politikers dann aber dennoch durch etliche Blair-typische Details und aktuelle Zeitbezüge weiterhin kräftig angereichert.
Polanskis Reputation brachte es sogar fertig, den 93jährigen Eli Walach für einen wirklich kurzen Auftritt nach Europa zu locken, denn aus naheliegenden Gründen wurde nicht in Amerika gedreht, sondern Sylt und Sets im Studio Babelsberg mussten die Atlantikinsel Martha's Vineyard ersetzen.
Noch ehe Polanski durch private Schwierigkeiten für Schlagzeilen gesorgt hat, ließ er seinen Politiker im US-Exil beinahe unter Hausarrest stellen, weil eine Rückkehr nach Europa unangenehme Konsequenzen für den ins Kreuzfeuer von Menschenrechtsorganisationen geratenen Ex-Premier nach sich ziehen konnte.
In einer tragikomischen Umkehrung musste der Regisseur den Film dann in der Schweizer Haft fertig schneiden.
Hoffentlich ist Polanski in Zukunft nicht nur noch im amerikanischen Gefängnis-TV tätig.
franco schedl
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Details
- Schauspieler
- Ewan McGregor, Pierce Brosnan, Olivia Williams, Kim Cattrall, James Belushi, Tom Wilkinson, Eli Wallach
- Regie
- Roman Polanski
- Kamera
- Pawel Edelman
- Author
- Roman Polanski, Robert Harris, nach dem gleichnamigen Roman von Robert Harris
- Musik
- Alexandre Desplat
- Verleih
- Filmladen
Bilder
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