Die Goldene Palme in Cannes setzte für Kiarostami einen vorläufigen Höhepunkt der bis dato höchst zögerlich angebahnten Akzeptanz des Regisseurs - ironischerweise für ein Werk, das von iranischer Seite erst knapp vor Beginn des Festivals für eine Wettbewerbsteilnahme freigegeben wurde. Gründe dafür mochte Kiarostami, in Cannes eher vorsichtig mit Äußerungen, nicht angeben. Vermutlich hatte das Regime Probleme mit dem Protagonisten des Films, der Selbstmord begehen will und dafür in der Peripherie von Teheran Helfer sucht. Fast durchwegs in Realzeit verfolgt ihn die Kamera bei dieser Autofahrt in Richtung Todsünde, bei der ihm Passanten entsetzt Abfuhren erteilen und die Predigten eines islamischen Seminaristen nicht helfen. Ein türkischer Museumswärter erklärt sich als gesellschaftlicher Außenseiter schließlich bereit, zu assistieren. Sein Monolog als Hymne auf sinnlich erfahrenes Leben läßt den Verzweifelten aber erstmals wieder an seiner Entscheidung zweifeln: Das Ende bleibt offen. Ob der Mann in seinem selbst gewählten Grab die Augen für immer schließt oder er nur von einem Blitzschlag geblendet wird - dies verleiht einem Meisterwerk weitere Ambivalenz, in dem zähen Bewegungen zwischen Hügelkuppen ebensoviel Raum gegeben ist wie zerfurchten Gesichtszügen.
(Claus Philipp)
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Details
- Schauspieler
- Homayon Ershadi, Khorshid Bakhtiari, Safar Alie Moradi
- Regie
- Abbas Kiarostami
- Kamera
- Ebraham Ghafour
- Author
- Abbas Kiarostami
- Verleih
- Filmladen