Ein wunderbar mächtig dahinziehender Fluß schwarzer, leuchtend grau marmorierter, von Lichtweiß diademhaft geschmückter Einstellungen, von denen ein gutes Dutzend zu den kostbar schönsten zählt, die man in hundert Jahren Kino aufzuspüren, zu sehen, zu erleben vermag. Auf den ersten Blick erscheint Welles' Opus Nr. 2 in seiner romanhaften Ruhe, seinen lang beharrenden Bildern und seiner Intimität als Gegenstück zur barocken Erfindungswut von Citizen Kane. Ein Hauch von Zärtlichkeit und Abschied, ein Novemberglanz. Mit unübersehbaren Anteilen von Liebe und Wehmut beschreibt Welles den Untergang einer Familie und das Verlöschen einer Ära im Amerika der letzten Gaslichter und ersten Automobile. Erst dem aufmerksamen Hinsehen offenbaren sich hinter und unter dem Firnis des Realismus und inmitten der Chronik selbst die Ironie, die Unerbittlichkeit des Welles'schen Blicks. Sein Genie ist ein Genie der Evokation. Er entlockt dem Erzählstrom der Bilder, was die banalen Familien-Sagas des Kinos schuldig bleiben - ein irritierendes Gefühl des Widerspruchs, in dem Trauer und Abscheu, Verstehen und Distanz beisammenwohnen. Er rekonstruiert eine Welt, um sie sterben zu lassen. Und er läßt sie sterben, um zu zeigen, daß sie Unwiederbringbares mit sich nimmt und dennoch zu Recht zum Schwinden verurteilt ist. (Harry Tomicek) - (Filmmuseum)
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Details
- Schauspieler
- Tim Holt, Joseph Cotten, Dolores Costello, Anne Baxter
- Regie
- Orson Welles, zusätzliche Szenen: Freddie Fleck, Robert Wise
- Kamera
- Stanley Cortez
- Author
- Welles nach dem Roman von Booth Tarkington
- Musik
- Bernard Herrmann