Das wilde Leben

Das wilde Leben

D , 2006

Sex, Drugs and Rock'n'Roll - niemand brachte das besser auf einen Nenner als 68er-Ikone Uschi Obermaier.

Das wilde Leben
Min. 114
Start. 27.04.07

Die wilden Sechziger: Der Münchner Teenager Uschi Obermaier (Natalia Avelon) verdreht den Männern den Kopf, brüskiert sie aber auch mit ihrem selbstbestimmten Auftreten. Über eine Musikgruppe lernt Uschi die freie Liebe in der legendären Berliner "Kommune 1" kennen: Sie beginnt eine Beziehung mit dem Kommunarden Rainer
Langhans (Matthias Schweighöfer).

Schnell merkt sie jedoch, dass die lauthals geforderten neuen Ideale der linken Szene wenig mit der Realität zu tun haben: Der für eigene Seitensprünge immer empfängliche Langhans reagiert eifersüchtig, als sich auch Uschi diese Freiheiten nimmt.

Uschi steigt zum begehrten Top-Model auf und wird zur Ikone der jungen Generation: Sie erscheint als Cover-Girl auf dem Playboy und dem Stern, und selbst die Superstars dieser Zeit, darunter Mick Jagger (Victor Norén) und Keith Richards (Alexander Scheer), liegen ihr zu Füßen. Der berühmte italienische Produzent Carlo Ponti will sie zum Filmstar machen. Doch Uschi lehnt ab:

Die Freiheit ist ihr wichtiger. Selbst in der intensiven Beziehung zu Keith Richards spürt sie bald: Die Kehrseiten des Ruhms, nämlich die Isolation der Stars und die Groupie-Existenz in anonymen Hotelzimmern, lassen sich mit ihrem Lebensentwurf nicht vereinbaren.

Der Afrika-erfahrene Abenteurer Dieter Bockhorn (David Scheller) eröffnet ihr eine neue Welt. Er herrscht als Kneipenwirt auf dem Hamburger Kiez über ein Milieu, in dem Frauen nur nach ihrem Stundenumsatz bewertet werden.

Doch in Uschi verliebt Bockhorn sich unsterblich, und er gibt sein bisheriges Leben auf, um mit ihr in einem luxuriös ausgebauten Bus auf Weltreise zu gehen...

KRITIK
In Zeiten der 68er Nostalgie und Aufarbeitung der jüngeren deutschen Geschichte (Studentenbewegung, RAF und Mauerfalbphat sich auch das findige Produzententeam, rund um Regisseur Achim Bornhak, dem 60s Flavour verschrieben.

Die Zutaten Sex, Drugs, Rock'n'Roll sind crowdpleasertauglich und in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen Patentrezept für den Unterhaltungsfilm. Und so ist es nicht erstaunlich, dass sich Uschi Obermaiers Biographie "High Times" hervorragend zur Verfilmung eignete.

Denn Frau Obermaier hat in ihrem bewegten Leben an jenen Zutaten auch nicht viel ausgelassen. Sei es als Model, Groupie von Mick Jagger und Keith Richards oder als Kurzzeitfreundin von Kommune I Gründer Rainer Langhans. Und an Rainer hat dem Mädel aus München wohl mehr die sexuelle Freizügigkeit der Kommune, als das politische Engagement interessiert.


Natürlich ist der Film nur eine Anlehnung an das Buch und inwieweit hier kinotaugliche Fiktion und literarische Vorlage auseinanderdriften, muss der Seher wohl im direkten Vergleich herausfinden. Trotzdem ist der Film absolut sehenswert.

Bei der waschechten Darstellung des Keith Richards (großartig Sonnenallee-Star Alexander Scheer) schlägt man sich vor Vergnügen auf die Schenkel, Natalia Avelon ist nicht nur hübsch anzusehen, sondern überzeugt als Uschi Obermaier und auch der schauspielerischen Leistung der restlichen Besatzung kann man nur Rosen streuen (Sugarplum Fairy Leadsänger Victor Norén darf eines seiner vermutlichen Vorbilder spielen - nämlich Mick Jagger). Auch Berufs-Strizzi Georg Friedrich ist seinem Fach treu geblieben. Als Intimus von Obermaiers großer Liebe Dieter Bockhorn (David Scheller), darfs auch mal deftig österreichisch zur Sache gehen.

Ein Film der den Zeitgeist gekonnt einfängt (Regisseur Bornhak hat in dem Fall wohl viel von seiner Vergangenheit als Musikvideoproduzent profitiert) und das wilde Leben zwischen Sex und Liebe, Drogen und Freiheit nicht in seiner Oberflächlichkeit, sondern durchaus differenziert zeichnet.

(Judith Gruber)

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