Das Licht der Illusion

Das Licht der Illusion

Maboroshi no hikari J , 1995

Das Licht der Illusion
Min. 110
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Die 25-jährige Yumiko aus Osaka hat als Kind miterlebt, wie ihre Großmutter sich zum Sterben in ihr Heimatdorf aufmachte. Viele Jahre später wirft sich ihr Mann vor einen Zug. Beide Tode lassen Yumiko ratlos, verzweifelt und mit Schuldgefühlen zurück. Nach langer Zeit heiratet sie erneut und zieht in das Dorf, wo ihre Großmutter gestorben war. Lange, unbewegte Einstellungen, tableauartig angeordnet ein stiller Film über die Arbeit des Trauerns. Yumiko überschreitet jene Schonfrist, die die Gesellschaft Trauernden gemeinhin einräumt. Den Selbstmord empfindet sie als Auflösung eines Paktes, als Vertrauensbruch: eine unerklärliche Lücke, die einen Makel hinterlässt im Andenken ihrer Verbundenheit. Die Trauerarbeit Yumikos kann sich nur im tätigen Erinnern vollziehen, und Koreeda lässt viel Zeit verstreichen, um den Zuschauer zum anteilnehmenden Zeugen dieses Prozesses zu machen. Es sind nur flüchtige Alltagsmomente, nichtige Details, und schließlich der Wechsel der Jahreszeiten, in denen er das ganze Gewicht von Yumikos Schmerz aufgehoben weiß, und mit denen er zugleich deren allmählicher Lebenswende eine Struktur gibt. Das Abschiednehmen ist, wie in den Filmen Yasujiro Ozus, die grundlegende Erfahrung seiner Figuren. An Ozu gemahnen auch die Tableaus der Versunkenheit, mit denen er die Atmosphäre aufgeladener Ereignislosigkeit einfängt. Es sind meist fixe, unbewegte Einstellungen, in denen Koreeda sich als ein Fetischist des rechten Winkels entpuppt, der die Figuren vornehmlich frontal oder im Profil filmt. Ebenso wie in After Life ist es gerade eine strenge, klare Bildsprache, die eine Ahnung eröffnet von Transzendenz. Virtuos nutzt Koreeda natürliche Lichtquellen die flimmernden Reflexe des Sonnenscheins auf einer leeren Wand, das Gegenlicht, das die Silhouette der Figuren wie eine Aureole umfängt oder gleißend aufzulösen scheint , um das Abwesende abzubilden. Das Licht ist vielleicht nur eine Illusion, wie der Untertitel des Films behauptet. Aber eine, die Heilung verspricht. Auch der Hofeingang aus Yumikos Kindheit war ja eine Passage vom Dunkel ins Licht. (Gerhard Midding)

(Text: Viennale 2004)

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