"Das ist unser Land!": Wenn der politische Film zum politischen Statement wird
Die Krankenpflegerin Pauline Duhez (Emilie Dequenne) kümmert sich fürsorglich um ihre Patienten. Als alleinerziehende Mutter schlägt sie sich mutig durch den Alltag und avanciert zum Liebling ihrer Nachbarschaft. Vor den Bürgermeisterwahlen wird sie vom charismatischen Dr. Berthier (André Dussollier) angesprochen, ob sie für die rechtspopulistische Partei RNP (Rassemblement National Populaire) kandidieren will. Als Vorbild für die RNP und ihre Spitzenkandidatin galten die Front National und Marine Le Pen.
Propaganda
Pünktlich vor dem Wahlkampf erschien das Drama in den französischen Kinos und sollte dem Publikum zeigen, wie gefährlich rechte Parteien sein können. Dabei bedient sich das Drehbuch einer klassisch dramatischen Struktur, in der die Welt in Gut und Böse geteilt wird, wie bei den Populisten eben. Anstatt dem Zuseher auf Augenhöhe zu begegnen und ihm zu erlauben, eine eigene Meinung sowohl über den Inhalt als auch über die realpolitischen Ereignisse zu bilden, handelt der Film eine politische Agenda ab und wird dadurch zur von ihm kritisierten Propaganda.
Filmemacher in der Verantwortung
Es ist wichtig, sich kritisch mit dem Rechtsruck in Europa auseinander zu setzen,. In dieser Auseinandersetzung spielen Massenmedien, wie auch das Kino eines ist, eine tragende Rolle. Umso größer ist die Verantwortung von Journalisten und Filmemachern, die Ereignisse kritisch zu hinterfragen und eine objektive Haltung einzunehmen. Regisseur Lucas Belvaux bedient sich der einfachsten filmischen Mittel, um seine politische Meinung dem Publikum aufzudrücken, und kommt erzählerisch nicht über eine Schwarz-Weiß-Malerei hinaus.
Verpasste Chance
Dabei bietet die Prämisse reichlich Stoff für einen spannenden politischen Thriller. Le Pens Ideologie kommt offensichtlich bei einem großen Teil der Bevölkerung gut an, weshalb es interessant wäre, die Gründe für diese Entwicklung filmisch herauszuarbeiten. „Das ist unser Land“ betrachtet sein Thema zu einseitig, weshalb die „Fake News“-Rufer sich in ihrer Meinung wieder bestätigt fühlen können, und ein kostruktiver politischer Diskurs immer schwerer wird.
Özgür Anil