Der erste Film des Nord-Süd-Triptychons, gedreht in Kamerun, Marokko und Holland, zieht Vergleiche zwischen den soziokulturellen Lebensbedingungen in diesen Ländern. Dagboek beginnt mit der Schwangerschaft von Johan van der Keukens Frau, zeigt dann die medizinische und hygienische Versorgung von Kindern und Müttern in Kamerun. Ein zweites Thema ist der Verkehr: wie in Holland die Städte von Schnellstraßen entzwei geschnitten werden, in Afrika die Straßen in die Landschaft eingelegt erscheinen; wie in einer marokkanischen Oasenstadt die Straßen wie Tunnel in ein Labyrinth eingemauert wirken. Ein drittes: wie in Kamerun die Frauen, die am Fluss waschen, ihre Körper so in Bewegung setzen, dass ein Rhythmus der Arbeit entsteht. «Die Menschen werden zu Sklaven der Zeit, die Zeit wird in Stunden zersplittert - vorher war alles evident.» Der Film wird gekreuzt von Lesetexten, welche zwischen einzelne Episoden geschnitten sind. Am Ende stehen Tanz und Gesang einer trauernden Frau. Das Werkzeug ihres Mannes wird verteilt, das Eisen wird aufgehoben, der hölzerne Stiel wird auf den Grabhügel gelegt und geht mit dem Toten. «Die Menschen akzeptieren Glück und Leid, aber durch die Technologie ändert sich ihr Schicksal, man erträgt das Leid, und Glück wird zu einem erstrebenswerten vernünftigen Ziel.» Der Film schließt mit der Geburt von Johan van der Keukens drittem Sohn Teun. (Filmkritik Nr. 281, Mai 1980)Am Anfang von Dagboek steht die Frage des Glücks. Glück ist eines jener Worte, derer man sich heutzutage nicht mehr bedienen möchte, und ich frage mich, ob man dieses Wort je gebrauchen konnte. Ich glaube verstanden zu haben, dass das Glück in der Vergangenheit, sehr weit zurück in der Vergangenheit, keine Kategorie an sich war; es hieß, da zu sein, zu existieren, zu leben. Vielleicht begann man von Gück erst dann zu reden, als man sich darüber klar wurde, unglücklich gewesen zu sein und die Fähigkeit entwickelte, dafür eine Kategorie zu bilden. Ausgehend von dieser Frage habe ich also begonnen, über den Film nachzudenken, indem ich die Tatsache im Auge behielt, dass man jetzt fähig ist, bestimmte Dinge zu sehen, Zeuge verschiedener Epochen in der Menschheitsgeschichte zu sein. Ich wollte also folgende verschiedene Entwicklungsstufen aufmerksam betrachten: eine Stammesgesellschaft, eine Feudalgesellschaft und eine kapitalistische Gesellschaft, wie die unsere. Ich habe diese Rückschau auf die Geschichte über den Umweg der menschlichen Werkzeuge gemacht, die der Mensch zur Änderung der Welt brauchte und braucht: Das reicht von der afrikanischen Hacke bis zum Computer bei uns. (Johan van der Keuken)
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Details
- Schauspieler
- Mit Nosh, Berend, Stijn und Teun van der Keuken
- Regie
- Johann van der Keuken
- Kamera
- Johan van der Keuken