COUNTRY-SONGS, TRENNUNG UND TEENAGER

Der Name Matthew Porterfield ist mit Baltimore so eng verbunden wie Martin Scorsese mit New York.

Regionalismus im besten Sinne: Matt Porterfields Filme – wie zuletzt sein Teenager-Porträt „Putty Hill“ – öffnen die Grenzen des Spielfilms hin zum Dokumentarischen. Sein poetischer Realismus und seine genauen Milieustudien zählen zum Interessantesten, was die US-Independent-Szene derzeit zu bieten hat. „I Used to Be Darker“ ist für Porterfield-Verhältnisse relativ streng inszeniert. Ein junges, irisches Mädchen reißt von zu Hause aus und macht einen Überraschungsbesuch bei ihren amerikanischen Verwandten in Baltimore. Ihr Onkel Bill (Ned Oldham) und ihre Tante Kim (Kim Taylor) – beide Country-Sänger – befinden sich gerade in Trennung, ihre Tochter leidet am Auseinanderbrechen der Familie.

Darüber erzählt Porterfield ein zartes, unaufdringliches Melodram – mittels viel Melos, also Musik. Der Musiker Ned Oldham – Bruder von Alternative-Country-Sänger Will Oldham (Bonnie „Prince“ Billy) – und Kim Taylor, ebenfalls Sängerin, kommentieren den Zusammenbruch ihrer Ehe mit traurigen Songs. Sie absolvieren Konzerte und spielen einsame Lieder, während der Liebespartner aus ihrem Leben verschwindet. Dazwischen versuchen die Teenager-Girls, ihr eigenes Leben zwischen Krise und Alltag in den Griff zu bekommen. Die Alten und die Junge – sie stehen am Anfang eines neuen Lebens.