Peking, Winter 1989, ein halbes Jahr nach der blutigen Niederschlagung der Proteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens. Song und seine Freundin Xia Qing müssen eine illegal gemietete Wohnung beziehen, da sie nicht offiziell verheiratet sind. Song wird nach dem Chemiestudium in eine Maschinenfabrik versetzt, wo er sich lustlos integriert: Mit seinem Gehalt kommt das Paar kaum über die Runden. Trotzdem geben die beiden die Hoffnung auf ein gemeinsames Glück nicht auf, obwohl ihnen überall nur Resignation entgegen schlägt: Die Erinnerung an Tiananmen, an tote Freunde und verlorene Ideale, ist übermächtig. Song und ein paar andere Studenten beschließen, das verbliebene Geld aus der Solidaritätskasse untereinander aufzuteilen.Mit Conjugation legt die gebürtige Chinesin Emily Tang ihr autobiografisch getöntes Spielfilmdebüt vor: In körnigen, realistischen Bildern verzeichnet sie anhand des Alltags einer Studentengruppe die Verzweiflung einer Ära zerbrochener Träume. Die Bemühungen Songs und seiner Freunde, durch ausgelassenen Small Talk oder kleine Realitätsfluchten dem übermächtigen Schatten der politischen Ereignisse zu entfliehen, bleiben fruchtlos: Am Ende werden sie immer wieder von den Erinnerungen an Tiananmen abrupt zum Schweigen gebracht.Conjugation verzichtet größtenteils auf Szenen im Freien: Tang übersetzt das Klima allgegenwärtiger Repression in beengte Räumlichkeiten, in denen sich die Protagonisten vor der Außenwelt abzuschotten versuchen. Während draußen die offiziellen, unbeirrbar die jüngere Vergangenheit ignorierenden Stellungnahmen der Regierung und die Zeichen der hereinbrechenden freien Marktwirtschaft eine lebensfeindliche Umwelt suggerieren, konzentriert sich Conjugation auf das melancholische Porträt der inneren Emigration. Wie bei Jia Zhangke ist es dabei vor allem die lakonische, zurückhaltende Beschreibung der Tragödie, die bewegende Momente von stiller Größe erzeugt. (Christoph Huber)
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Details
- Regie
- Emily Tang
- Kamera
- Sun Ming
- Author
- Emily Tang
- Musik
- Du Wei