Clean erzählt von einer Rockmusikerin, die ihren Mann durch Drogentod verliert, selbst für einige Zeit ins Gefängnis kommt, zur Hölle des Entzugs gezwungen wird und sich schließlich langsam zurückkämpft in ein kleines, alltägliches Leben. Das Einzige, das ihr verblieben ist, ist ihr Kind, zu dem ihr jedoch der Kontakt verweigert wird. Das klingt wie ein vorhersehbares Melodram, ist jedoch vielmehr eine überraschend unsentimentale, genaue Erzählung des Herzens mit einer großartigen und berührenden Maggie Cheung in der Titelrolle.
Es geht um Würde in diesem Film, und so unglamourös und zugleich alltäglich schön, wie Maggie Cheung hier für Assayas einfach da ist, merkt man schnell: Diese Würde kann nicht von außen bewirkt werden, sondern sie muss von innen heraus entstehen auch wenn das Gefäß, das gefüllt werden soll, erste Sprünge erhalten hat, durchlässig geworden ist, schäbig irgendwie. Aber nicht so schäbig, wie wenn ein Hollywoodstar auf «beschädigt» macht. Und damit das Glück dieses Films komplett ist, schenkt er uns tatsächlich auch noch einen Hollywoodstar, der exakt diese Camouflage nicht betreiben muss: Nick Nolte. Dieser spielt den Vater des Verstorbenen, oder wichtiger: den Großvater von Cheungs Kind. Es ist Noltes erste wirkliche Altersrolle, und er findet zu einer Milde, zu einer Zärtlichkeit, die rein gar nichts mit Sentimentalität, sondern einfach mit Klarheit und einem großen Herzen zu tun hat. Ja, Klarheit, das ist es, was Clean vermittelt: eine absolute Einprägsamkeit jedes Moments, jedes Details, mit deren Hilfe Assayas darauf verzichten kann, die in derartigen Geschichten üblichen versöhnlichen Töne anzuschlagen. Eher hält er an Unversöhnlichkeiten fest, verharrt da, wo Menschen (noch) nicht miteinander kommunizieren, aber insgesamt kommen die Dinge, fragil wie sie sind, zeitweilig doch wieder ins Lot.
(Claus Philipp)
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Details
- Regie
- Olivier Assayas
- Kamera
- Eric Gautier
- Author
- Olivier Assayas
- Musik
- Brian Eno, David Roback, Tricky
- Verleih
- Stadtkino Filmverleih