Chaiqian (Demolition)

Chaiqian (Demolition)

USA, China, , 2008

Chaiqian (Demolition)
Min. 62
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Lange beobachtet die Kamera einen einzelnen Mann auf einem Betonvorsprung. Nichts scheint zu geschehen, unbeweglich sitzt er da und scheint nur auf ein bestimmtes Kommando zu warten. Dann schwenkt die Kamera nach rechts und gibt den Blick auf die nähere Umgebung frei: Es ist eine Riesenbaustelle, die sich hier auftut, und mit einem Schwenk von 360 Grad erfasst der Filmemacher J.P. Sniadecki ein Schuttfeld mitten in der chinesischen Metropole Chengdu. Demolition heißt dieser Film, und tatsächlich ist die Baustelle, die er in der nächsten knappen Stunde beobachtet, eine auf Zerstörung ausgerichtete: Hier wird nichts errichtet, sondern es werden die Betonreste und Stahldrähte nach dem Abbruch zerkleinert und abtransportiert. Die Arbeiter, die hier in der Stadt Beschäftigung gefunden haben, stammen zum überwiegenden Teil aus der umliegenden Provinz von Sichuan. Am Rande der Baustelle haben sie ihre Baracken aufgestellt, manche haben sogar ihre Familien mit hierher genommen und so eine kleine Gesellschaft innerhalb der Stadt entwickelt: Es wird Wäsche gewaschen, gekocht und gegessen, und am Abend gehen die Männer auch mal in die hell erleuchteten Straßen aus, um vor dem Mao-Denkmal zu posieren und von einer jungen Polizistin zurecht gewiesen zu werden, dass eine größere Ansammlung von Personen hier nicht erlaubt wäre. Die Anwesenheit Sniadeckis als Filmemacher wird dabei nicht nur in diesem Moment bedeutend: Immer wieder wird der «Mann aus Harvard» von den Arbeitern aufgrund seiner beobachtenden Rolle direkt angesprochen und zum Essen eingeladen, oder es wird ihm erklärt, wo gefilmt werden dürfe und wo nicht. Am Ende, wenn die Männer wieder abgezogen sind, bleibt ein leeres Feld zurück; diese Männer haben den Platz für das Wirtschaftswunder buchstäblich freigeschaufelt. (Michael Pekler)

(Text: Viennale 2008)

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Details

Regie
J.P. Sniadecki
Kamera
J.P. Sniadecki

Kinoprogramm