Ce vieux rêve qui bouge

Frankreich , 2001

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Die letzten Arbeiter einer schließenden Fabrik schlagen die Zeit tot, halten ihr Mittagsschläfchen unter bunten Sonnenschirmen, die im Hof herumstehen, trinken Bier. In diese gespannte und träge Atmosphäre bricht ein junger Facharbeiter ein, der für den Abbau einer Maschine engagiert wurde. Langsam bringt der Neuankömmling die Dinge aus dem Gleichgewicht, indem er das vage sexuelle Begehren eines Werkmeisters und, deutlicher, das eines der älteren Fabrikarbeiter weckt. Man sieht, worauf eine oberflächliche Lektüre Alain Guiraudies schönen Film reduzieren würde: auf die bloße Verlagerung eines Szenarios rund um Homosexualität in ein ungewohntes Milieu. Doch das hieße auf die warmherzige Beschreibung der Beziehungen zu vergessen, die sich zwischen den verschiedenen Figuren entwickelt, eine einfache und fundamentale Geschichte voller sanfter Melancholie. (Jean-Francois Rauger) Ich hatte schon lange vor, auf Industriegelände, genauer gesagt an aufgelassenen Standorten, zu drehen. Ich wollte einen Film über die Welt der Arbeiter machen, über die Zeit der Fabrikschließungen und die davon ausgelösten Kündigungswellen. Die Einstellung zur Arbeit interessiert mich ebenfalls: zu sehen, wie sich die drohende Arbeitslosigkeit darauf auswirkte. Zu Beginn war es einfach eine vage Idee für einen Dokumentarfilm, nicht mehr. Ich fand keinen originellen Blickwinkel für die Problematik. Parallel zu dieser Idee für eine Dokumentation arbeitete ich an einem anderen Film: einer Geschichte über das Begehren zwischen drei Männern rund um Befriedigung und Fantasien. Als ich diese beiden gegensätzlichen Projekte miteinander kombinierte, hatte ich meinen Ansatzpunkt. Er erlaubte mir auch, die traditionelle Bilderwelt des homosexuellen Milieus zu verlassen. Indem ich das Aufriss-Szenario in einer extrem männlichen Arbeitswelt ansiedelte, konnte ich dem «gay-pride»-Effekt etwas entgegensetzen. Ich hatte einfach Lust, Menschen zu filmen, die auf den ersten Blick nicht schön sind, aber dennoch verführen können. Ich hatte es satt, dass homosexuelle Helden immer schön sein müssen. (Alain Guiraudie)Es ist noch nicht so lange her, da konnte Alain Guiraudie für seine Filme keine Geldgeber finden; niemand wollte sie haben. Heute ist aus dem hässlichen Entlein ein Schwan geworden, und das französische Kino hat einen neuen Poeten gefunden, einen außergewöhnlichen Bildhauer, ein Genie der Worte. Man sehe sich nur den Titel seines neuen Films an: «Dieser alte Traum, der sich bewegt». Mallarmé hätte das nicht schöner formulieren können. Dass der Titel aus einem Chanson von Lavilliers stammt, «Les barbares», fällt nicht ins Gewicht. (Vincent Ostria)

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