Brinkmanns Zorn
Film

Brinkmanns Zorn

D , 2006

Brinkmanns Zorn
Min. 105
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Der Kölner Autor Rolf Dieter Brinkmann (1940-1975) machte die amerikanische Beat-Literatur in Deutschland bekannt und wurde selbst zu einem der wichtigsten deutschen Avantgarde-Lyriker. Harald Bergmanns Brinkmanns Zorn porträtiert ihn und sein Spätwerk, «eine der größten Beschimpfungen der Gegenwart, die je geschrieben wurden», so der Regisseur. Er setzt 1970 an, als Brinkmann sich aus dem Literaturbetrieb zurückzog. Im Mittelpunkt des Films steht der mediale Nachlass des 1975 bei einem Unfall getöteten Dichters, vor allem seine Original-Tonbänder. Harald Bergmann interessiert das späte Werk, in dem Brinkmann noch mal neu ansetzt, umkehrt, weitermacht. Der Berliner Filmemacher, der zuletzt Hölderlin in einer beeindruckenden Trilogie ins Kino übertragen hat, setzt in Brinkmanns Zorn bei einer Zäsur in Leben und Werk ein. 1970 zieht sich Brinkmann völlig aus dem Literaturbetrieb zurück. Verkracht mit vielen ehemaligen Gefährten, sieht er die politische Bewegung sich radikalisieren oder verspießern, Pop zum Konsum verflachen und für sein Schreiben künstlerisch und ökonomisch keine Perspektive. Brinkmann sammelte und produzierte Unmengen Material: Neben den veröffentlichten Collagen und Texten existieren unzählige Rollen Super-8-Film, Tausende Instamatic-Fotos und zwölf Stunden Tonbandaufnahmen. Der Schriftsteller Eckhard Rhode, seit langem Brinkmann-Leser, «spielt» zu den soufflierten Originaltönen. Er hat sich durch Brinkmanns Sprache hindurch gearbeitet, dessen Sprechakte nachvollzogen und sich angeeignet, bis er mit seinem Körper dieses Sprechen punkt- und atemgenau aktualisieren konnte. So sind aus den Protokollen Szenen entstanden, die Brinkmanns konkrete Lebens- und Schreibsituation plötzlich so nahe rücken, wie kein Text es vermag. (Melanie Weidemüller)

(Text: Viennale 2006)

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