BRAUNER DILETTANTISMUS ZUM FREMDSCHÄMEN

Wer kennt Gerhard Polt nicht als vielstimmigen Mann der Bühne? Nach jahrelanger Kinoabsenz kehrt er jetzt auf die große Leinwand zurück. Dass Polt dabei auch selber zur Kamera greift, kommt für Viele sicher überraschend. Trotzdem heißt der Regisseur seiner neuen Komödie aber Frederik Baker, mit dem Polt in einem mehrjährigen Arbeitsprozess am Drehbuch gewerkt hat. Polts Kameraführung beschränkt sich nämlich ausschließlich auf seine Rolle: in „Und Äktsch“ treffen wir auf die Gestalt des unbeirrt seine amateurhaften Filmziele verfolgenden Hans A. Pospiech. Der Mann mit großem Ego und kleinem Budget lebt nur noch in der Garage seines Hauses (Wohnplatz und Filmstudio zugleich), nachdem es seine Frau nicht mehr unter ein und demselben Dach mit ihm ausgehalten hat.

Mit braunem Devotionalienhandel hält sich der Hobbyfilmer über Wasser, bis er den Direktor der örtlichen Bank durch sein profundes Filmwissen überzeugen und als Geldgeber gewinnen kann. Nach einem Werbespot für die Sparkasse nimmt Pospiech mit Hilfe seines genauso filmbegeisterten Neffen an einem Filmwettbewerb teil, der ebenfalls von dem Bankhaus ausgeschrieben wurde. Die Themenwahl fällt, durch einschlägige Lektüre beeinflusst, auf „Adolf Hitler privat“ und die Besetzung der Hauptrollen ist auch schnell erledigt, weil Pospiech einheimische Nachwuchstalente anwirbt: Eva Braun wird durch eine Gastwirtin verkörpert (eine wie immer perfekt in ihrer (Doppel)Rolle aufgehende Gisela Schneeberger), ein Inder erhält die Rolle von Goebbels, und Adolf, der „Oasch aus Braunau“ (original Filmzitat) findet im örtlichen Musikalienhändler einen eher widerwilligen Darsteller (gerade Robert Mayer stiehlt in dieser namhaften Komödiantenrunde tatsächlich allen die Schau).

Die österreichisch/deutsche Koproduktion „Und Äktschn!“ kann leider mit Polt-Klassikern wie „Kehraus“ und „Man spricht deutsh“ längst nicht konkurrieren, unterhält jedoch - trotz einiger Längen und der großen Gefahr, durch die Darstellung etlicher Dilettanten selber bis zur Peinlichkeit ins ungewollt Dilettantische abzugleiten - als cineastische Provinzposse mit einigen unerwarteten Gaststars und dank Robert Meyers Hitler-Parodie.

Die Erkenntnis, dass wir ohne Peter Ustinov gar nicht wüssten, wer Rom eigentlich in Brand gesteckt hat, klingt zwar für Polt-Freunde seit vielen Jahren ziemlich vertraut, aber gerade in diesem Film darf sie selbstverständlich nicht fehlen - immerhin ist sie einer der geglücktesten Sager. 6 von 10 Filmbegeisterungspunkten sind gerade noch möglich.

PS. Wer einen wirklich beeindruckenden Film sehen möchte, in dem Hitler und sein Klüngel als banale, aber leider über zu viel Macht verfügende Privatmenschen agieren und uns gerade auf diese Weise das Fürchten lehren, sollte Aleksandr Sokurovs „Moloch“ (1999) nicht versäumen.

(franco schedl)